Politik

Viele Tote bei Protesten Panzer fahren in Idlib auf

Oppositionelle tragen ein Opfer zu Grabe.

Oppositionelle tragen ein Opfer zu Grabe.

(Foto: dpa)

Wieder einmal töten syrische Sicherheitskräfte zahlreiche Regimegegner. Viele Bewohner der Stadt Idlib und mehrerer Dörfer fliehen. Vier weitere hochrangige Offiziere der syrischen Armee sollen indes zu den Aufständischen übergelaufen sein. Russland sperrt sich noch immer gegen eine Syrien-Resolution.

Angehörige der Sicherheitskräfte sollen bei Protesten und Razzien in Syrien 20 mutmaßliche Regimegegner getötet haben. Oppositionelle berichteten, in der Protesthochburg Dschabal al-Sawija (Provinz Idlib) seien zwei Männer in ihren Häusern erschossen worden. In Homs, Hama und anderen Provinzen zählten die Aktivisten bis zum Mittag insgesamt 18 Todesopfer.

Die Protestbewegung, die seit fast einem Jahr vergeblich versucht, das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu stürzen, hatte für diesen Freitag zu Demonstrationen aufgerufen. In zwei Ortschaften in der Provinz Hama seien alle Moscheen vor dem Freitagsgebet geschlossen worden, um zu verhindern, dass sich dort Demonstrationszüge formieren.

Milad Dafl, ein Mitglied des Syrischen Revolutionsausschusses, sagte, im Bezirk Dschabal al-Sawija in Idlib seien zahlreiche Soldaten mit Panzern aufmarschiert. In der Region sollen sich viele Deserteure aufhalten. Zahlreiche Bewohner mehrerer Dörfer und der Stadt Idlib sind den Angaben zufolge bereits auf der Flucht.

Immer mehr wenden sich von Assad ab

Ein Panzer rollt durch Homs.

Ein Panzer rollt durch Homs.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Vier weitere hochrangige Offiziere der syrischen Armee liefen indes nach Angaben von Rebellengruppen zu den Aufständischen über. Wie ein Sprecher der von Rebellen gebildeten Freien Syrischen Armee mitteilte, flohen die Männer in den vergangenen drei Tagen in ein Camp von Deserteuren im Süden der Türkei. Damit seien bislang insgesamt sieben Brigadegeneräle der Truppen von Präsident Baschar al-Assad übergelaufen. Als bislang höchster ziviler Regierungsvertreter hatte sich zuletzt der Abdo Hossam al-Din von Assad losgesagt.        

Außenminister Guido Westerwelle hofft nach Hossam al-Dins Abgang auf einen baldigen Zerfall der Führungsriege um Präsident Baschar al-Assad. "Der Zerfallsprozess des Assad-Regimes hat begonnen", sagte Westerwelle. "Die Erosionserscheinungen werden sich fortsetzen. Kein Land lässt sich auf Dauer mit Grausamkeit und Unterdrückung führen." Erneut sprach er sich gegen ein militärisches Eingreifen aus.

Moskau lehnt Resolution ab

An diesem Montag will Westerwelle in New York an einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats teilnehmen, in der es auch um die Entwicklung in Syrien gehen soll. Russland lehnt allerdings auch den neuen Entwurf einer Resolution des UN-Sicherheitsrats zu Syrien als "unausgewogen" ab. "Wir können mit dem Resolutionsentwurf in seiner derzeitigen Form nicht einverstanden sein", sagte der russische Vize-Außenminister Gennadi Gatilow. "Der diskutierte Resolutionstext ist unausgewogen."

"Das Hauptproblem ist, dass es keinen Aufruf an alle Seiten gibt, praktische Schritte hinsichtlich eines Waffenstillstands zu ergreifen", kritisierte Gatilow den Resolutionsentwurf. Russland ist Syriens engster Verbündeter, bereits zwei Mal scheiterte im höchsten UN-Gremium eine Verurteilung der Gewalt im Land am Veto Moskaus und Pekings.

Seit etwa einem Jahr gehen Syriens Sicherheitskräfte brutal gegen die Protestbewegung im Land vor; Rebellen liefern sich Kämpfe mit den Regierungstruppen. Schätzungen von Menschenrechtsaktivisten zufolge starben seitdem fast 8500 Menschen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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