Sodom und Gomorrha im Vatikan? Papst Franziskus prangert "Gay-Lobby" an
12.06.2013, 16:00 Uhr
Papst Franziskus zeigt sich besonders über die Schäfchen in seiner näheren Umgebung besorgt-
(Foto: dpa)
Seit den Ermittlungen zum "Vatileaks"-Skandal wird im Vatikan über eine Schwulen-Seilschaft spekuliert. Papst Franziskus räumt nun vor lateinamerikanischen Kirchenvertretern deren Existenz sowie um sich greifende Korruption ein - und kündigt Konsequenzen an.
Papst Franziskus hat nach Angaben einer Webseite vor lateinamerikanischen Kirchenvertretern Korruption im Vatikan und die Existenz eines Schwulen-Netzwerks eingeräumt. "In der Kurie gibt es heilige Menschen, aber auch eine Korruptions-Strömung, die gibt es, das stimmt", sagte der Papst nach Angaben des chilenischen Portals "Reflexión y Liberación" bei einem Treffen mit sechs führenden Mitgliedern der Lateinamerikanischen Religiösen-Konföderation (CLAR). "Man spricht von einer "Gay-Lobby", und das stimmt, die ist da... man muss sehen, was wir machen können", zitierte ihn die Internetseite weiter.
Die Veröffentlichung basiere auf einem internen Dokument, das von den Teilnehmern nach dem Treffen am vergangenen Donnerstag zusammengestellt worden sei, erklärte die CLAR-Präsidentschaft in Bogotá. Es gebe keine Tonbandaufzeichnung, weshalb der genaue Wortlaut nicht mit Sicherheit geklärt werden könne. Die CLAR bedauerte die Veröffentlichung des Gesprächs.
Vatikan-Sprecher Federico Lombardi lehnte eine Stellungnahme zu den angeblichen Äußerungen des Papstes strikt ab, denn es habe sich um eine "private Begegnung" gehandelt.
Schwulen-Sex, Korruption und Bestechung
Das brisante Thema war in Rom auch während der vorbereitenden Treffen der Kardinäle für die Papstwahl aufgekommen. Medienberichten zufolge soll in dem Ermittlungsbericht einer Kardinalskommission über den "Vatileaks"-Skandal im Vatikan von einer Schwulen-Seilschaft mit Einfluss am Heiligen Stuhl die Rede sein. Jorge Mario Bergoglio hatte nach seiner Wahl von seinem Vorgänger Benedikt die Ergebnisse der Ermittler überreicht bekommen. Der Argentinier, darauf deuten die ihm zugeschriebenen Äußerungen hin, könnte sich in den ersten drei Monaten im Amt schon ein Bild von möglichen "Lobbys" gemacht haben.
Spekuliert worden war auch, dass Benedikt sich letztlich wegen möglicher Informationen über Schwulen-Sex, Korruption und Bestechung im Vatikan zu dem überraschenden Rücktritt vom Amt entschieden habe. Der Heilige Stuhl nannte solche Berichte allerdings reine Fantasie.
Franziskus bezog sich mit seinen Erklärungen jetzt auf die Notwendigkeit einer Reform der römischen Kurie, die von einer Kommission unter der Leitung des Kardinals Óscar Rodríguez Maradiaga vorangetrieben werden soll. "Es gibt religiöse Kongregationen, kleine Gruppen, sehr alte Menschen, denen die Berufung fehlt", sagte der argentinische Papst nach Angaben von "Reflexión y Liberación". Man müsse in Bezug zu diesen Gruppen den Umgang mit dem Geld überdenken.
Quelle: ntv.de, dpa