Besuch im Heiligen Land Papst beginnt heikle Reise
08.05.2009, 17:28 UhrPapst Benedikt XVI. hat zum Auftakt seiner ersten Reise in den Nahen Osten tiefen Respekt für die muslimische Welt geäußert und für Frieden in der Region geworben. Das Oberhaupt der katholischen Kirche versprach, weiterhin für Einheit und anhaltenden Frieden für alle zu wirken, "ganz besonders für den Mittleren Osten". Benedikt rief nach seiner Ankunft in Jordaniens Hauptstadt Amman außerdem zur weltweiten Verteidigung der Religionsfreiheit auf. Hunderte Kinder und Jugendliche säumten die Straßen am Flughafen, um den ersten Besuch dieses Papstes in einem arabischen Land zu feiern.
Benedikt wurde auf dem internationalen Flughafen von König Abdullah II. von Jordanien mit allen militärischen Ehren sowie 21 Schuss Salut begrüßt. Während seiner einwöchigen Reise in den Nahen Osten wird der Pontifex auch Israel und die Palästinensergebiete besuchen. Es handelt sich um seine zwölfte und bislang wichtigste Auslandsreise. Das Kirchenoberhaupt steht vor einer Gratwanderung zwischen Religion und Politik, denn seine Reise wird von Christen, Juden und Muslimen gleichermaßen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt.
Während des Fluges von Rom nach Amman sagte Benedikt, er versuche weiterhin für den Frieden zu wirken. "Wir sind keine politische, sondern eine spirituelle Macht. Das Gebet ist eine wahre Kraft", sagte er. Der Papst hob außerdem die gemeinsamen Wurzeln von Christentum, Islam und Judentum hervor und sprach den kleinen christlichen Minderheiten im Heiligen Land "Mut zu bleiben" zu.
Brüderliche Liebe
"Ich komme nach Jordanien, um wie zahllose Pilger vor mir die heiligen Stätten zu besuchen", sagte Benedikt nach seiner Ankunft. "Dieser Besuch gibt mir die willkommene Gelegenheit, meinen tiefen Respekt für die muslimische Gemeinde auszusprechen", betonte er und würdigte den Einsatz des jordanischen Königshauses für ein besseres Verständnis der vom Islam proklamierten Werte. Er hoffe, dass der Besuch dazu beitrage, dass die brüderliche Liebe zueinander wachse.
König Abdullah II. erinnerte daran, dass er vor neun Jahren mit Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. bei dessen Besuch die Bedeutung des Zusammenlebens und der Harmonie zwischen Christen und Muslimen bekräftigt hatte. "Wir müssen heute unsere Verpflichtung zu gegenseitigem Respekt erneuern", sagte der Monarch. Notwendig sei ein neuer und globaler Dialog der Verständigung und des guten Willens.
Beten statt Geschenke
Vor einem Höflichkeitsbesuch beim Königspaar sprach Benedikt behinderten Jugendlichen in dem katholischen Rehabilitationszentrum "Regina Pacis" Mut, Trost und Hoffnung zu: "Ich bringe keine Geschenke mit, sondern komme einfach mit einer Absicht, einer Hoffnung: für das wertvolle Geschenk der Einheit und des Friedens zu beten." Beten sei aktive Hoffnung, erklärte Joseph Ratzinger. Es gehe um einen dauerhaften Frieden für alle, "geboren aus Gerechtigkeit, Integrität, Mitleiden und dem tiefen Wunsch, in Harmonie zu leben". Der Papst legte sich ein rot-weißes Kefiah-Tuch um die Schultern, das ihm von zwei Pfadfindern während seines Besuchs geschenkt worden war.
Benedikt wird in Jordanien auch mit muslimischen Würdenträgern zusammentreffen. Er will außerdem jene Stelle am Jordan-Fluss besuchen, wo Jesus der Überlieferung nach getauft wurde.
Enorme Sicherheitsmaßnahmen
Die Reise ist insgesamt eine heikle Gratwanderung zwischen Religion und Politik. Sie erfolgt nur wenige Monate nach dem Krieg im Gazastreifen. Zudem gab es zum Jahresbeginn heftigen Streit um den Holocaust-Leugner Richard Williamson, dessen Pius-Bruderschaft der Papst den Weg zurück in die katholische Kirche ebnen wollte. Papst Benedikt will im Nahen Osten die Heiligen Stätten der Christenheit aufsuchen und auch der christlichen Minderheit in der Region Mut machen. "Ich kann es nicht erwarten, unter Euch zu sein und Eure Hoffnungen zu teilen", hatte sich der Papst noch am Mittwoch von Rom aus an Jordanier, Israelis und Palästinenser gewandt. Er bringe eine Botschaft des Friedens und der Einheit.
Zu den Höhepunkten der Nahost-Reise des deutschen Papstes gehören der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem am kommenden Montag, der Besuch der Klagemauer in Jerusalem am Dienstag sowie am Mittwoch eine Rede in einem der Flüchtlingslager der Palästinenser. Die Sicherheitsmaßnahmen sind enorm. Um Benedikt zu schützen, soll Israel rund 80.000 Sicherheitskräfte mobilisiert haben. Am kommenden Freitag wird das Kirchenoberhaupt in Italien zurückerwartet. Benedikt ist der dritte Papst der Neuzeit nach Paul VI. 1964 und Johannes Paul II. im Jahr 2000, der das Heilige Land besucht.
Quelle: ntv.de, dpa / rts / AFP