Politik

"Gegenseitiger Respekt" Papst besucht Moschee

Im Bemühen um eine Normalisierung der Beziehungen zum Islam hat Papst Benedikt XVI. während seiner Nahost-Reise Christen und Muslime zum harmonischen Miteinander aufgerufen. Vor muslimischen Geistlichen in einer Moschee in Jordanien sagte der deutsche Papst, obwohl niemand die Geschichte von Spannungen und Spaltungen leugnen könne, müssten Christen und Muslime die Manipulation der Religion verhindern. Diese erfolge manchmal nur zu politischen Zwecken.

Bei seinem Besuch der modernen König-Hussein-Moschee in Amman wurde das Oberhaupt der katholischen Kirche zugleich an die Irritationen erinnert, die 2006 seine Rede in Regensburg bei Muslimen in aller Welt ausgelöst hatte. Ein Cousin des Königs von Jordanien, Prinz Ghasi bin Muhammad bin Talal, sprach in dem Zusammenhang von "Schmerzen".

Der Papst hatte in der damaligen Rede einen byzantinischen Kaiser zitiert, der den Islam als irrational und gewalttätig beschrieben hatte. Ghasi erklärte, die muslimische Welt habe die anschließende Klarstellung des Vatikans akzeptiert, dass der Papst nicht seine eigene Meinung, sondern ein historisches Zitat wiedergegeben habe. Der Prinz gehört zur Gruppe "Gemeinsames Wort" von muslimischen Gelehrten, die sich für einen Dialog mit dem Christentum einsetzen.

Schuhe nicht ausgezogen

Ein Sprecher des Vatikans teilte mit, Benedikt habe anders als bei einem Moschee-Besuch in der Türkei 2006 seine Schuhe in dem Gotteshaus in Amman nicht ausgezogen. Die Organisatoren der Visite hätten die Strecke so ausgewählt, dass es dem 82-Jährigen erspart blieb, seine Schuhe auszuziehen.

Dass der Papst nicht auf Strümpfen gehen musste, bezeichnete Prinz Ghasi als "Geste des guten Willens". Es solle als Zeichen verstanden werden für den "gegenseitigen Respekt zwischen Muslimen und Christen".

Der Pontifex habe in der Moschee auch nicht gebetet, aber für einen "respektvollen Moment der Reflektion" innegehalten, sagte der Vatikansprecher. Katholische Konservative hatten den Papst 2006 dafür kritisiert, dass er mit einem Imam in der Istanbuler Moschee Richtung Mekka gebetet hatte.

Grundstein für katholische Universität

Vor seinem Besuch der Moschee in Amman hatte Benedikt bereits auf dem Berg Nebo für Freiheit und Toleranz geworben. Auf dem Berg soll der Bibel zufolge Moses das Heilige Land erblickt haben bevor er starb. Benedikt rief auf dem Nebo zur Vertiefung der Beziehungen zwischen Christen und Juden auf.

"Genau wie Moses wurden auch wir gerufen und dazu aufgerufen, unseren täglichen Exodus aus Sünde und Sklaverei zu unternehmen, hin zu Leben und Freiheit", sagte der Papst. Vom Gipfel des Nebo aus blickte er auf den Fluss Jordan bis nach Jericho und die Hügel von Jerusalem. Zuvor hatte der Pontifex in der Stadt Madaba nahe des Bergs den Grundstein für eine katholische Universität gelegt. Die Hochschule im überwiegend von Muslimen bewohnten Jordanien werde Generationen von qualifizierten Männern und Frauen christlicher, muslimischer und anderer Religionen hervorbringen, sagte das Kirchenoberhaupt.

Bis Montag bleibt der Papst in Jordanien. Dann reist er weiter nach Israel und in die Palästinenser-Gebiete, wo er biblische Orte wie etwa Bethlehem besuchen will. Auch ein Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem steht auf dem Programm.

Quelle: ntv.de, rts / AFP

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