Strafe für private Abendmahlsfeiern Papst exkommuniziert Kirchen-Rebellin
22.05.2014, 17:54 Uhr
Ausgerechnet Papst Franziskus, der sonst für Dialog, Aufbruch und Barmherzigkeit steht, stellt beim Tiroler Ehepaar Martha und Gert Heizer die Exkommunikation fest.
(Foto: dpa)
Martha Heizer ist eine der wichtigsten Figuren der katholischen Reformbewegung. Der Papst belegt sie mit der strengsten Strafe, die die katholische Kirche verhängen kann. Heizer selbst hat die Strafe kommen sehen - dennoch ist sie geschockt.
Papst Franziskus hat eine der wichtigsten Persönlichkeiten der in den 1990er Jahren im deutschsprachigen Raum aufgekommenen katholischen Reformgruppen exkommuniziert. Martha Heizer, in Österreich Vorsitzende der amtskirchenkritischen Gruppe "Wir sind Kirche", wurde zusammen mit ihrem Ehemann Gert wegen privat in ihrem Wohnhaus abgehaltener Eucharistiefeiern exkommuniziert, wie die Diözese Innsbruck mitteilte. Das Ehepaar ist damit von den katholischen Sakramenten und allen kirchlichen Ämtern ausgeschlossen.
Martha Heizer initiierte 1995 das sogenannte Kirchenvolksbegehren. Mit der Unterschriftensammlung, mit der in Österreich über 500.000 Katholiken und in Deutschland fast zwei Millionen Menschen eine grundlegende Reform der katholischen Kirche forderten, organisierten sich erstmals die Kritiker der Amtskirche im deutschsprachigen Raum in einem großen Stil. In der Gruppe "Wir sind Kirche" ist dieser Protest bis heute aktiv.
Missbrauchstäter bleiben unbestraft
Wie Heizer über "Wir sind Kirche" mitteilte, wurde ihr das Dekret zur Exkommunikation am Mittwochnachmittag verlesen. Sie erklärte, diese Strafe der Amtskirche erwartet zu haben, da das Kirchengesetz die von ihnen gefeierte Eucharistie in der Hauskirche ohne geweihten Priester nicht zulässt.
Dennoch sei sie schockiert, erklärte Heizer. Denn durch die unerlaubte Eucharistie fielen sie und ihr Mann unter die drei schweren Vergehen, die sofort dem Vatikan gemeldet werden müssen. Dazu gehöre auch die Verletzung des Beichtgeheimnisses sowie der sexuelle Missbrauch. Es entsetze sie und ihren Mann ungemein, sich in der gleichen Kategorie wie priesterliche Missbrauchstäter wiederzufinden. Besonders erbittere sie es aber, dass sie von keinem einzigen Missbrauchstäter wisse, der exkommuniziert worden wäre.
Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer hatte das Verfahren gegen das Ehepaar bereits 2011 und damit noch zur Amtszeit von Papst Benedikt XVI. eingeleitet. Zuvor hatte sich das Ehepaar für das österreichische Fernsehen bei einer nach dem Kirchenrecht verbotenen privaten Messfeier filmen lassen.
Der Chef der deutschen Wir-sind-Kirche-Bewegung, Christian Weisner, nannte die Exkommunikation in der Zeitung "Die Welt" trotz des eindeutigen Kirchenrechts "ein typisches Relikt des Kirchenverständnisses Papst Benedikts XVI.". Die Entscheidung zeige, dass der Geist von Papst Franziskus noch nicht im Kurienapparat angekommen sei.
Das vermeintliche schwere Vergehen, das Heizer vorgeworfen werde, werde täglich auf der Welt von hunderten von katholischen Gruppen als Folge des Priestermangels begangen, sagte Weisner der Zeitung weiter.
Quelle: ntv.de, dsi/AFP