Abschluss der Kubareise Papst fordert offenere Gesellschaft
29.03.2012, 17:39 Uhr
Papst Benedikt XVI. unterhält sich mit dem früheren kubanischen Staatschef Fidel Castro.
(Foto: REUTERS)
Der Besuch des Papstes stärkt nur die katholische Kirche in Kuba, kritisieren Oppositionelle. Beim Volk bleibe kein großer Eindruck. Am Ende von Benedikts Reise bittet ihn der frühere Staatschef Fidel Castro um ein paar Minuten. Beide sprechen über Gott und die Welt.
Zum Abschluss seiner Kubareise hat . Kurz vor seiner Heimreise nach Rom traf er mit dem früheren Staatschef Fidel Castro in Havanna zusammen. Bei dem halbstündiges Gespräch in herzlicher Atmosphäre sprachen die beiden nach Angaben des Vatikansprechers Federico Lombardi über Fragen des Glaubens und den Zustand der Welt.
Bei einer Messe hatte der Papst zuvor volle Religionsfreiheit und die Anerkennung der katholischen Kirche in dem kommunistischen Land verlangt. Beim Abschied auf dem Flughafen fasste der Papst noch einmal seine Botschaften für das in einem Umbruch befindliche Kuba zusammen. Die Regierung forderte er indirekt auf, alle Kubaner an der Erneuerung ihrer Gesellschaft zu beteiligen. Und er kritisierte das seit einem halben Jahrhundert währende Embargo der USA gegen den kommunistischen Inselstaat.
"Niemand sollte durch die Einschränkung seiner Grundfreiheiten daran gehindert werden, an dieser spannenden Aufgabe teilzunehmen, und keiner fühle sich ausgeschlossen durch Nachlässigkeit oder Mangel an Ressourcen - eine Situation, die sich verschärft, wenn von außen auferlegte restriktive wirtschaftliche Maßnahmen schwer auf der Bevölkerung lasten", erklärte er.
Raul Castro ist zufrieden
Präsident Raul Castro, der den Papst bei strömendem Regen bis zum Flugzeug begleitete, zeigte sich zufrieden mit dem Besuch. "Wir haben viele profunde Übereinstimmungen gefunden", sagte er bei der Verabschiedung. "Aber natürlich denken wir nicht in allen Fragen das Gleiche." Die Begegnungen des Papstes mit den Kubanern hätten dazu geführt, "uns besser kennenzulernen".
"Die Gewinner des Papstbesuches sind die Regierung und die kubanische Katholische Kirche, deshalb wird der Besuch keinen großen Eindruck beim Volk hinterlassen", sagte der Vorsitzende der oppositionellen Kubanischen Menschenrechtskommission, Elizardo Sanchez, dem US-Nachrichtensender CNN. "Der Enthusiasmus der mobilisierten Gläubigen war von der Regierung organisiert." Es habe sich nichts an der Lage geändert.
Erste Schritte der Erneuerung seien von Kubas Führung schon getan worden, sagte Benedikt in seiner Predigt vor Hunderttausenden Gläubigen auf dem historischen Platz der Revolution in Havanna. In seiner ausgesprochen politischen Rede machte der Papst zugleich deutlich, dass für die Suche nach Wahrheit echte Freiheit notwendig sei. An dem Gottesdienst nahm erneut Präsident Raúl Castro teil, der dem Papst während des dreitägigen Besuches insgesamt fünfmal begegnete.
Castro will wissen: Was macht ein Papst so?
Das Treffen mit Fidel Castro fand kurz vor dem Abflug des Papstes in der Nuntiatur in Havanna statt, in der Benedikt in der Hauptstadt übernachtet hatte. Bei dem Gespräch sei es auch um Änderungen in der Liturgie der Kirche gegangen - und Castro habe auch wissen wollen, was ein Papst eigentlich so mache, sagte Lombardi. Als die Sprache auf die Schwierigkeiten der Menschheit heute gekommen sei, habe Benedikt auch auf das Problem der Gottlosigkeit hingewiesen und seine Sicht der Beziehungen zwischen Glauben und Vernunft erläutert.
Mit Präsident Raúl Castro, dem Bruder und Nachfolger Fidels, sprach der Papst auch über die humanitäre Lage in Kuba, berichtete Vatikan-Sprecher Federico Lombardi, nicht aber über konkrete Fälle politischer Gefangener. Der Papst habe angeregt, den Karfreitag auch in Kuba zum Feiertag zu machen.
In seiner Predigt in Havanna sagte Benedikt: "Ich möchte die verantwortlichen Stellen der Nation ermutigen, das bereits Erreichte festzumachen und auf diesem Weg des echten Dienstes am Gemeinwohl der ganzen kubanischen Gesellschaft weiter voranzugehen". Er fügte hinzu: "Die Religionsfreiheit berechtigt auch dazu, dass die Gläubigen einen Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft leisten." Damit erinnerte er noch einmal an seine Worte auf dem Flug nach Lateinamerika, als er den in Kuba herrschenden Marxismus kritisiert und die Hilfe der Kirche bei der Suche nach neuen Modellen angeboten hatte.
Quelle: ntv.de, dpa