Endgültige Aussöhnung Papst in Bulgarien
23.05.2002, 19:59 Uhr21 Jahre nach dem Attentat auf dem Petersplatz hat Papst Johannes Paul II. (82) seinen Besuch in Bulgarien mit einer Versöhnungsgeste begonnen. Mit Blick auf eine angebliche "bulgarische Verbindung" bei dem Attentat meinte er am Donnerstag vor Tausenden Gläubigen in Sofia: "Ich habe niemals aufgehört, das bulgarische Volk zu lieben."
In politischen Kreisen des ehemaligen Ostblocklandes wurde dies als klares Zeichen der Aussöhnung gewertet. "Der Besuch des Papstes wird den unverdienten Fleck einer angeblichen bulgarischen Verbindung endgültig entfernen", meinte Außenminister Solomon Passi kurz vor dem Eintreffen des römisch-katholischen Kirchenführers. Staatspräsident Georgi Parwanow rief bei der Begrüßungszeremonie vor dem Dom der Stadt: "Sie sind sehr willkommen in einem befreundeten Land."
Der Papst machte bei der Zeremonie einen vergleichsweise gesundheitlich gefestigten Eindruck; dennoch verlas ein Helfer den Großteil seiner Rede.
Nach den Schüssen auf dem Petersplatz am 13. Mai 1981, bei dem Karol Wojtyla schwer verletzt worden war, hatten italienische Fahnder immer wieder den bulgarischen Geheimdienst als einen Drahtzieher verdächtigt. Sie sollen den türkischen Attentäter Ali Agca geholfen haben. Später wurden mehrere Bulgaren bei Prozessen freigesprochen, teilweise aus Mangel an Beweisen. Die Hintergründe des Attentats liegen allerdings noch heute im Dunklen. Der aus Polen stammende Papst hatte seinerzeit das kommunistische Herrschaftssystem offen herausgefordert.
Papst bleibt im Amt
Wenige Stunden vor seiner Ankunft in Bulgarien hatte Johannes Paul bei einer Messe im moslemisch geprägten mittelasiatischen Staat Aserbaidschan Spekulationen über einen Rücktritt erneut zurückgewiesen. "Mit der Kirche und in der Kirche schlägt das Herz des Papstes". Allerdings war er derart geschwächt, dass seine Predigt verlesen werden musste. Spekulationen über einen möglichen Rückzug aus dem Papstamt mehren sich in jüngster Zeit, weil sich die Gesundheit des Papstes dramatisch verschlechtert hat. Er leidet seit längerem an der Parkinsonschen Krankheit.
Quelle: ntv.de