Politik

"Atombomben gehören zu Frankreich" Paris stimmt Raketenschild zu

Trotz anfänglicher Skepsis will Frankreich offenbar ein gemeinsames Raketenabwehrsystem der NATO unterstützen. Aus Regierungskreisen verlautet, dass das Land den Raketenschirm als Ergänzung zur atomaren Abschreckung sieht. Diese gehöre zu den Grundlagen des Staates.

Ein französischer Kampfjet vom Typ Rafale zeigt, dass Paris unendliches Zutrauen in die atomare Abschreckung hat.

Ein französischer Kampfjet vom Typ Rafale zeigt, dass Paris unendliches Zutrauen in die atomare Abschreckung hat.

Im Streit um einen Raketenschirm der NATO in Europa zeigt Frankreich sich kompromissbereit. "Wir sind für den Raketenschirm, allerdings betrachten wir ihn lediglich als nützliche Ergänzung", sagte ein ranghoher französischer Diplomat des Élysée in Paris. Ein solcher Raketenschirm könne jedoch nicht die atomare Abschreckung Frankreichs ersetzen. Die gehöre zu den Grundlagen des Staates. "Wir betrachten ihn eher als eine Zusatzversicherung", fügte er hinzu.

Die Pläne für die Raketenabwehr hätten sich mit dem Wechsel von US-Präsident George W. Bush zu seinem Amtsnachfolger Barack Obama auch deutlich weiterentwickelt, sie seien realistischer und billiger geworden. Frankreich sei bereit, sich auch finanziell am Raketenschirm zu beteiligen. Man gehe aber davon aus, dass die USA den größten Anteil übernähmen.

Berlin erwartet Abrüstungssignal

Die Raketenabwehr wird auch eines der Themen beim Dreiergipfel zwischen Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy, Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew Anfang kommender Woche im französischen Deauville sein. Moskau müsse verstehen, dass der Raketenschirm nicht gegen Russland gerichtet sei, sondern eher gegen Länder wie den Iran. Ohnehin sei man noch in der Planungsphase und weit davon entfernt, entsprechende Anlagen zu installieren.

Berlin unterstützt ausdrücklich den geplanten Raketenschirm der Allianz in Europa und pocht auf ein Abrüstungssignal beim NATO-Gipfel in Lissabon Mitte November. Laut Diplomaten gibt es deshalb Spannungen mit Frankreich: Deutschland will das Ziel einer atomwaffenfreien Welt in der Strategie verankern und den Aufbau einer Raketenabwehr mit Zeichen für die Bereitschaft zu Rüstungskontrolle und Abrüstung von Atomwaffen verbinden. Die Atommacht Frankreich verbittet sich dagegen jede NATO-Einflussnahme auf ihr Arsenal.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen