Frankreichs Milliarden-Deal Paris trainiert russische Soldaten
30.06.2014, 13:59 Uhr
Die russische Fregatte Smolny in französischen Gewässern.
(Foto: REUTERS)
Der Zeitpunkt hätte kaum unpassender sein können. Mitten in der Ukraine-Krise bildet Frankreich russische Marinesoldaten aus. Schließlich will es Moskau zwei Hubschrauberträger verkaufen, der Preis ist verlockend.
Im Zusammenhang mit dem umstrittenen Verkauf von zwei Kriegsschiffen durch Frankreich an Russland sind rund 400 russische Marinesoldaten im westfranzösischen Saint-Nazaire zur Schulung eingetroffen. Bis Oktober sollen die zwei russischen Schiffsbesatzungen an der Steuerung und technischen Kontrolle der beiden Hubschrauberträger vom Typ Mistral trainiert werden, die Frankreich für einen Preis von 1,2 Milliarden Euro an Russland verkaufen will.
Der erste Hubschrauberträger "Wladiwostok" soll bereits im Oktober an Russland geliefert werden; das zweite Schiff, die "Sewastopol", soll im Jahr 2015 folgen. Die Regierung in Paris hält derzeit an dem Geschäft fest und machte wiederholt deutlich, dass sie erst im Herbst entscheiden werde, ob die Lieferung auch tatsächlich erfolgt.
Vor allem die USA hatten das Geschäft kritisiert, das wegen des Ukraine-Konflikts auch bei östlichen Nato-Partnern Besorgnis auslöste. Zuletzt hatte US-Präsident Barack Obama Anfang Juni seine "Besorgnis" über solche Rüstungsgeschäfte angesichts der Verletzung internationalen Rechts durch Russland durch die Einverleibung der ukrainischen Halbinsel Krim zum Ausdruck gebracht.
Rund 50 proukrainische Demonstranten protestierten am Sonntag in Saint-Nazaire, wo die Schiffe auf der Werft STX gebaut wurden und werden. Die Mistral können 16 Hubschrauber, 13 Panzer, etwa hundert Fahrzeuge und 450 Soldaten zu einem Einsatzort bringen.
16 Hubschrauber, 13 Panzer
Die USA sind nicht erst seit der Ukraine-Krise gegen das französische Rüstungsgeschäft. Schon zur Vertragsunterzeichnung im Juni 2011 hatte Washington seine Besorgnis über eine Lieferung solcher Schiffe durch ein Nato-Land zum Ausdruck gebracht. Die Mistral sind die größten französischen Kriegsschiffe nach dem Flugzeugträger Charles de Gaulle; sie können 16 Hubschrauber, 13 Panzer, etwa hundert Fahrzeuge und 450 Soldaten zu einem Einsatzort bringen.
Dass Russland immenses Interesse an der Lieferung der französischen Kriegsschiffe hat, machte erst kürzlich Präsident Wladimir Putin persönlich deutlich. Vor seinem Frankreich-Besuch Anfang Juni warnte er im Sender Europe 1: "Wenn Frankreich entscheidet, den Vertrag zu annullieren, kann es das tun. Wir werden dann Entschädigung verlangen." Eine Annullierung würde sich zudem nicht gerade positiv auf die Rüstungskooperation auswirken. Denn Russland, kündigte der listige Putin den mit ihrem schwachen Wirtschaftswachstum kämpfenden Franzosen an, sei sogar bereit, "neue Bestellungen zu unterschreiben".
Quelle: ntv.de, ghö/AFP