Politik

Französische Atomwaffentests Paris will Opfer entschädigen

Frankreich will die Opfer seiner jahrzehntelangen Atomwaffentests entschädigen. Bis zur Jahresmitte werde die Regierung dem Parlament einen Gesetzentwurf vorlegen, der noch für dieses Jahr zehn Millionen Euro für erkrankte Soldaten, zivile Militärmitarbeiter und Bewohner der Testgebiete vorsehe, sagte Verteidigungsminister Herv Morin in Paris. Betroffen seien voraussichtlich "mehrere hundert" Menschen.

Frankreich hatte zwischen 1960 und 1996 insgesamt 210 Atomwaffentests in Algerien und Polynesien vorgenommen. An ihnen waren rund 150.000 Militärangehörige und zivile Angestellte beteiligt; hinzu kommt die Bevölkerung um die Testgebiete in Algerien und Polynesien. Seit Jahren klagen viele Opfer über gesundheitliche Folgen wie Leukämie und andere Krebsarten. Frankreich hatte dagegen lange einen Zusammenhang zwischen den Versuchen und den Erkrankungen zurückgewiesen.

Entschädigung für 18 Krankheiten

"13 Jahre nach dem Ende der Versuche im Pazifik und der Ratifikation des Abkommens zum Verbot von Atomversuchen durch Frankreich war es Zeit, dass unser Land mit sich ins Reine kommt", sagte Morin. Entschädigungen sind im Fall von 18 aufgeführten Krankheiten möglich. Die Entscheidung darüber trifft laut Morin eine Expertenkommission unter Vorsitz eines Beamten.

Der Vorsitzende des Verbandes der Veteranen der Atomversuche (Aven), Michel Verger, sprach von "nicht zu verachtenden Fortschritten". So sei anders als bei früheren Überlegungen keine Mindeststrahlendosis festgelegt worden, denen die Opfer ausgesetzt sein mussten. Auch die Beweislastumkehr sei hilfreich. Die Betroffenen gälten damit als Strahlenopfer, wenn ihnen der Staat nicht das Gegenteil beweisen könne.

Es gebe aber noch Punkte, "die verbessert werden sollten", sagte Verger. So habe sich der Staat gegen einen Fonds entschieden, wie er etwa für Asbest-Opfer eingerichtet worden sei und der von den Opferverbänden mit verwaltet werde. Bedauerlich sei auch, dass eine geplante Kommission zur Aufarbeitung der Atomwaffentests und ihrer gesundheitlichen Folgen aus dem Vorhaben "vollkommen verschwunden" sei. Verger forderte die Parlamentarier nun auf, an diesen Stellen Änderungen vorzunehmen.

Das Verteidigungsministerium erkennt anlässlich der Entschädigung nun auch mehrere Unfälle bei Atomwaffentests an, bei denen es zu einer Verstrahlung von Menschen in der Umgebung gekommen ist. So etwa bei einem Versuch vom Mai 1962 unter der Sahara, bei dem bedeutender radioaktiver Niederschlag in einem Umkreis von 150 Kilometern verbreitet wurde.

Quelle: ntv.de

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