Politik

Alltäglicher Machtkampf im Irak Parlamentspräsident entgeht knapp Anschlag

Trügerische Ruhe: Die bevorstehende Wahl bestimmt nicht nur den Alltag, sondern auch das Stadtbild Baghdads.

Trügerische Ruhe: Die bevorstehende Wahl bestimmt nicht nur den Alltag, sondern auch das Stadtbild Baghdads.

(Foto: picture alliance / dpa)

Seit Wochen sähen landesweite Terroranschläge im Irak Angst und Schrecken. Vor der Parlamentswahl Ende April müssen Politiker um ihr Leben fürchten. Wer hinter den Anschlägen steckt, ist schwer erkennbar im Flickenteppich der politischen Akteure.

Der Konvoi von Parlamentspräsident Osama al-Nudschaifi ist Zielscheibe eines Sprengsatz-Anschlags geworden. Ein Polizeisprecher sagte, bei dem Angriff in der Nähe der Stadt Kirkuk sei niemand verletzt worden. Die Leibwächter seien ohne Al-Nudschaifi unterwegs gewesen. Der sunnitische Politiker ist Vorsitzender einer Partei, die gegen eine weitere Amtszeit des schiitischen Regierungschefs Nuri al-Maliki kämpft.

In der vergangenen Woche hatten Extremisten schon vergeblich versucht, den sunnitischen Vizeregierungschef Salih al-Mutlak zu töten. Auch er gehört zu den Kritikern von Al-Maliki. Der Leiter der UN-Vertretung in Bagdad, Nikolai Mladenow, erklärte: "Es gibt Kräfte, deren Ziel es ist, die Menschen davon abzuhalten, sich an der Wahl zu beteiligen." Die Regierung forderte er auf, die Sicherheit von Kandidaten und Wählern zu garantieren, sowohl während des Wahlkampfes als auch am Wahltag.

Ob Anhänger von Al-Maliki hinter den versuchten Anschlägen stecken oder militante Islamisten ist unklar. Die Islamisten versuchen, mit Gewalt Wähler einzuschüchtern und von der Abstimmung fernzuhalten. Al-Maliki hat sich für eine dritte Amtszeit dem Vernehmen nach Rückendeckung aus Teheran geholt.

Zielscheibe sind Aktivisten, Opfer meist Zivilisten

Bei neuen Terroranschlägen und Angriffen auf die Sicherheitskräfte kamen landesweit 37 Menschen ums Leben, darunter ein Selbstmordattentäter. Er riss in einem Bezirk westlich von Kirkuk an einer Straßensperre sieben Polizisten mit in den Tod. In der Stadt Mossul detonierte ein Sprengsatz auf einem Markt. An einer Straßensperre von Polizei und Armee in Mossul kamen elf Zivilisten ums Leben, als ein Sprengsatz in einem Auto explodierte.

Unbekannte überfielen in der Stadt Bakuba das Haus der Familie eines Bürgerwehr-Kämpfers. Sie töteten drei seiner Angehörigen. Vier weitere Familienmitglieder wurden laut Polizei verletzt. Drei der Hausbewohner wurden verschleppt. Der Kämpfer selbst habe sich zum Zeitpunkt des Angriffs nicht in dem Haus aufgehalten, hieß es. Bei Kämpfen zwischen der Armee und mutmaßlichen Islamisten in der westlichen Provinz Al-Anbar kamen nach Informationen des Nachrichtenportals "Schafak" vier Soldaten und ein Zivilist ums Leben.

Die Wahlkommission erklärte, sie werde dafür sorgen, dass am 30. April auch Vertriebene und Bewohner von Bezirken, in denen die Sicherheitslage schlecht sei, ihre Stimme abgeben könnten. Durch die neu eingeführten elektronischen Wählerausweise sei ein Betrug an der Wahlurne ausgeschlossen. Fast täglich werden Anschläge und Explosionen gemeldet, fast 3000 Menschen starben seit Anfang des Jahres einen gewaltsamen Tod im Zweistromland.

Quelle: ntv.de, apo/dpa

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