Politik

"Schäme mich für mein Land" "Patentochter" attackiert Putin

Hübsch, kritisch, drangsaliert: Xenia Sobtschak.

Hübsch, kritisch, drangsaliert: Xenia Sobtschak.

(Foto: A. Savin / CC BY-SA 3.0)

Der Schauprozess gegen die Punkband Pussy Riot ruft in Russland prominente Kritiker auf den Plan - wie Xenia Sobtschak, die Präsident und "Patenonkel" Putin einen "mittelalterlichen Racheakt" vorwirft. Das Gericht sei nicht unabhängig, die Institutionen in ihrer Heimat nicht kontrollierbar. "Ich schäme mich für mein Land", so die Ex-Fernsehmoderatorin.

In der Diskussion um die regierungskritische russische Punkband Pussy Riot hat Xenia Sobtschak den russischen Präsidenten scharf angegriffen. Sobtschak ist die Tochter des verstorbenen ehemaligen Bürgermeisters von St. Petersburg. Ihr Vater war politischer Förderer Putins, Xenia wird deshalb häufig als Patentochter bezeichnet. Sie selbst bestreitet dies jedoch.

"Die strafrechtliche Verfolgung dieser Mädchen gleicht einem mittelalterlichen Racheakt", sagte die 30-Jährige der "Bild"-Zeitung. Und: "Ich schäme mich dafür, dass so etwas in meinem Land geschieht." Sobtschak vermutet, dass das Urteil nicht vom Gericht, sondern "der Administration des Präsidenten" getroffen werde. Sie erwarte eine sehr harte Strafe.

Polizisten nahmen Geld mit

Wegen Maria Alechina kamen die Krankenwagen.

Wegen Maria Alechina kamen die Krankenwagen.

(Foto: AP)

Sie selbst werde ebenfalls drangsaliert, ihren Beruf als Fernsehmoderatorin könne sie nicht mehr ausüben. "Als ich angefangen habe, die Probleme und Mängel unseres politischen Systems aufzudecken, wurde ich von allen föderalen TV-Sendern verbannt", so Sobtschak. Ihre Wohnung sei durchsucht worden, die maskierten Polizisten hätten ihre persönlichen Sachen durchwühlt und ihr Geld einfach mitgenommen.

"Jedes Jahr kommen in Russland viele Menschen wegen erfundener Anklagen ins Gefängnis", kritisiert sie. Die Gesellschaft in Russland habe keine Möglichkeit, Sicherheitsdienste und Beamte zu kontrollieren. Der Prozess gegen die regierungskritische Band Pussy Riot wird auch international scharf kritisiert und als politisch motiviert angesehen.

Schwächeanfall in Gericht

In dem umstrittenen Verfahren gegen die Bandmitglieder hatte zuvor eine der drei angeklagten Frauen einen Schwächeanfall erlitten. Maria Alechina sei wegen eines zu niedrigen Blutzuckerspiegels im Moskauer Gerichtssaal kollabiert, sagte Verteidiger Nikolai Polosow. Am dritten Prozesstag erneuerte der Anwalt zudem seine Kritik an den Haftbedingungen der Frauen. Den niedrigen Blutzuckerspiegel Alechinas führte Polosow darauf zurück, dass seine Mandantin Vegetarierin sei und sich in der Haft nicht richtig ernähren könne.

Der Anwalt der Musikerinnen bekräftigte außerdem seine Kritik an den Haftbedingungen der Musikerinnen. "Sie werden nach Mitternacht ins Gefängnis zurückgebracht, bekommen kein Abendessen und können dann nur wenige Stunden schlafen", sagte Polosow. Bereits zuvor hatte die Verteidigung kritisiert, die Frauen würden morgens um fünf Uhr geweckt und bekämen mitunter zwölf Stunden lang nichts zu essen.

Der Prozess gegen Alechina und die ebenfalls seit März inhaftierten Musikerinnen Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch hatte am Montag begonnen. Den Frauen wird "Rowdytum" vorgeworfen, wofür ihnen bis zu sieben Jahre Haft drohen. Die Band hatte im Februar in einer Moskauer Kathedrale aus Protest gegen den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Staatschef Putin unter anderem den Satz "Maria, Mutter Gottes - verjage Putin!" gesungen.

Quelle: ntv.de, rpe/AFP

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