Absperrungen in Ürümqi Peking bleibt nervös
12.07.2009, 16:58 UhrAus Furcht vor erneuten Ausschreitungen in der Uiguren-Region Xinjiang hat die Polizei am traditionellen chinesischen Trauertag eine Woche nach den schweren Unruhen ein Versammlungsverbot erlassen. Uiguren-Anführerin Rebiya Kadeer fordert von den USA mehr Einsatz für die muslimische Minderheit.
Nicht genehmigte Demonstrationen oder Märsche würden aufgelöst und die Verantwortlichen bestraft, warnten die Behörden. Die Behörden untersagten in Chinas nordwestlicher Region jede Art von Versammlung unter freiem Himmel. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, kündigte die Polizei an, Verstöße hart zu ahnden.
Viele Angehörige des muslimischen Turkvolks sagten, sie trauten sich nicht nach Hause und würden daher seit den Ausschreitungen an ihrem Arbeitsplatz übernachten. In der Regionalhauptstadt Ürümqi wurden mehrere Zugangsstraßen zu uigurischen Vierteln erneut gesperrt, nachdem sie zwischenzeitlich bereits wieder geöffnet worden waren. Der zentrale Platz des Volkes, wichtiger Schauplatz des Uiguren-Aufstands am Sonntag vor einer Woche, blieb abgeriegelt.
Entsprechend der chinesischen Tradition ist der siebte Tag nach dem Tod von Angehörigen Trauerzeremonien vorbehalten. Angehörige etwa laden Mönche zum Gebet oder verbrennen symbolisch Geldscheine. An der Stelle, an der das Familienmitglied ums Leben gekommen ist, werden Räucherstäbchen angesteckt, damit die Seele des Verstorbenen schneller den Weg nach Hause findet.
Nach offiziellen Angaben wurden bei den Ausschreitungen 184 Menschen getötet, davon 137 Han-Chinesen. Die Zahl der Verletzten wurde am Sonntag deutlich nach oben korrigiert. 1680 Menschen seien bei den Übergriffen von beiden Seiten zu Schaden gekommen, erklärte der Präsident der Regionalregierung, Nur Bekri. 74 Menschen schweben demnach in Lebensgefahr. Davor war von gut eintausend Verletzten die Rede gewesen. Exil-Uiguren sprachen dagegen von tausenden Toten.
Appell an Obama

Viele Uiguren trauen sich kaum mehr auf die Straße.
(Foto: dpa)
Die im Exil lebende Uiguren-Führerin Kadeer appellierte an die US-Regierung, sich für die in China lebenden Uiguren einzusetzen, wie sie es bereits für Tibet getan habe. Die 60-Jährige, die seit März 2005 in Washington lebt, wies im Magazin "Focus" zugleich Vorwürfe aus Peking zurück, sie sei für die jüngsten Unruhen verantwortlich. "Ich habe mit diesen Protesten dort absolut nichts zu tun. Schuld daran ist allein die repressive Politik Chinas", sagte die Präsidentin des uigurischen Weltkongresses.
Die chinesische Regierung versprach den Familien "unschuldiger Opfer" der Unruhen umgerechnet 21.000 Euro Entschädigung. Dies gelte sowohl für Han-Chinesen als auch für Uiguren, sagte ein Behördensprecher.
Kritik aus dem Iran

Eine Verwandte trauert um bei den Unruhen getötete Han-Chinesen.
(Foto: AP)
Mehrere iranische Geistliche verurteilten indes die Unterdrückung der Muslime in Chinas Nordwesten. China unterhalte gute wirtschaftliche und politische Beziehungen zum Iran und zu anderen muslimischen Ländern, dies sei aber kein Grund, Muslime "auf furchtbare Art und Weise zu unterdrücken", sagte Großayatollah Nasser Makarem Schirasi laut der Nachrichtenagentur ISNA. Zudem warf er der iranischen Regierung vor, sich nicht zu den Unruhen geäußert zu haben. Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan hatte die Ereignisse in Xinjiang als "eine Art Völkermord" bezeichnet.
Quelle: ntv.de, AFP