Wachsende Gewalt im Irak Pentagon warnt vor Bürgerkrieg
02.09.2006, 08:50 UhrDie Sicherheitslage im Irak ist nach Einschätzung der US-Regierung derart prekär, dass sie in einen Bürgerkrieg münden könnte. Wie aus einem am Freitag veröffentlichten Bericht des Verteidigungsministeriums an den Kongress hervorgeht, betrachten die US-Streitkräfte zudem die Lage vor Ort als die schwierigste seit dem Einmarsch in den Golfstaat vor rund dreieinhalb Jahren.
In den vergangenen drei Monaten ist demnach die Zahl der Anschläge im Irak um etwa ein Viertel auf knapp 800 pro Woche gestiegen. Die Zahl irakischer Gewaltopfer habe sich sogar um mehr als die Hälfte auf fast 120 Tote täglich erhöht, berichtet das Verteidigungsministerium in Washington. Die größte Bedrohung gehe dabei mittlerweile von der religiös motivierten Gewalt zwischen sunnitischen und schiitischen Moslems aus, während der Aufstand gegen ausländischen Truppen eine immer geringere Rolle für die Sicherheitslage spiele.
Auf die Frage, ob im Irak erste Anzeichen für einen Bürgerkrieg zu sehen seien, sagte der ranghohe Militärstratege William Sullivan: "Das ist schwer zu sagen. Es gibt dafür einfach keine allgemein gültige Definition." Der Anführer der oppositionellen Demokraten im Senat, Harry Reid, griff daraufhin die Regierung von Präsident George W. Bush scharf an: "Selbst das Pentagon gibt nun zu, dass der Irak in einen Bürgerkrieg rutscht." Der Bericht des Verteidigungsministeriums belege, dass sich Bush und seine Minister in ihren Reden über den Irak immer weiter von der Wirklichkeit entfernten.
Dutzende Tote und Verletzte nach Raketenangriffen
Nur Stunden vor der Veröffentlichung des Pentagon-Berichts hatten Extremisten mit einer Serie von Bomben- und Raketenangriffen in den östlichen Schiiten-Vororten von Bagdad innerhalb weniger Minuten 67 Iraker getötet. Der staatliche Fernsehsender Al-Irakija berichtete, mehr als 300 weitere Menschen seien verletzt worden. Einige Wohnhäuser wurden vollständig zerstört. Die Angreifer setzten unter anderem Katjuscha-Raketen ein. Irakische Beobachter erklärten, die Angriffswelle sei offensichtlich von langer Hand geplant gewesen. Die Täter hätten zum Teil Wohnungen und Geschäfte gemietet, um die Sprengsätze darin zu verstecken.
Quelle: ntv.de