Mit "Gottvertrauen" gegen Obama Perry wirft Hut in den Ring
13.08.2011, 19:56 Uhr
Perry gibt sich in South Carolina siegessicher.
(Foto: REUTERS)
Nun ist es raus: Erneut will ein texanischer Gouverneur das Weiße Haus erobern. Rick Perry verkündet offiziell seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2012. Doch zuvor muss er von den Republikanern nominiert werden. Bisher ist Mitt Romney sein schärfster Konkurrent. Bis September will sich auch Sarah Palin erklären.
Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner nimmt weiter an Spannung zu: Nach monatelangen Spekulationen gab der Gouverneur von Texas, Rick Perry, auf seiner Internetseite seine Bewerbung bekannt. "Mit Gottvertrauen, der Unterstützung meiner Familie und dem festen Glauben an Amerikas Rechtschaffenheit bin ich Kandidat für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten", erklärte Perry dort.
Anschließend trat Perry in Charleston in South Carolina auf. Dabei übte der Farmerssohn und ehemalige Kampfpilot massive Kritik an Präsident Obama, dem er vorwarf, das Land innen-und außenpolitisch heruntergewirtschaft zu haben. "Ich bin nach South Carolina gekommen, weil ich mich nicht zurücklehnen und den Weg akzeptieren werde, auf dem sich Amerika befindet", rief Perry unter dem Jubel seiner Zuhörer aus. "Es ist Zeit, den Leuten im Weißen Haus die Entlassungspapiere zu geben."
"Amerikaner wieder zum Arbeiten bringen"
Insbesondere ging Perry mit Obamas Wirtschaftspolitik ins Gericht. Er prangerte die hohe Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit an. Der Demokrat habe mehr verschuldet als die jüngste Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die größte amerikanische Ratingagentur."Er hat die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für unsere Kinder geschmälert", sagte Perry. "Es ist Zeit, die Amerikaner wieder zum Arbeiten zu bringen." Er werde bei einem Einzug ins Weiße Haus Amerika wieder "groß" machen und die Rolle der Regierung im Leben der Bevölkerung auf das nötige Minimum reduzieren, versprach er. Steuererhöhungen werde es mit ihm nicht geben, dafür aber eine sofortige Rücknahme der Gesundheitsreform von Obama.
Seit Monaten wurde über die Kandidatur des erzkonservativen und religiösen Politikers spekuliert, der im Jahr 2000 das Gouverneursamt in dem südlichen Bundesstaat von Ex-Präsident George W. Bush übernommen hatte. Unter den Bewerbern um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner liegt Perry in Umfragen derzeit an zweiter Stelle hinter dem früheren Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney. Umfragen und Experten zufolge dürfte Perry aber sofort an die Spitze der Bewerber schießen. Ihm wird insbesondere zugutegehalten, die Arbeitslosenquote in Texas deutlich gesenkt zu haben.
Palin entscheidet im September
Die Republikanerin Sarah Palin will ihre Entscheidung über eine Präsidentschaftskandidatur offenbar bis September bekanntgeben. Zwar gebe es noch genug Zeit, um in das Rennen einzusteigen, sagte die ehemalige Kandidatin für die Vize-Präsidentschaft bei einer Landwirtschaftsschau in Iowa. Aber "praktisch gesehen" dürfte es eine Frist bis September geben. "Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich die Leute hinhalte", sagte die ehemalige Gouverneurin von Alaska und prominente Anhängerin der konservativen Tea-Party-Bewegung.
In Iowa findet am Wochenende eine erste inoffizielle Vorwahl der bisherigen republikanischen Bewerber statt. Das Votum könnte eine erste Ausdünnung des Republikaner-Feldes einleiten: Wer krass verliert, dürfte Probleme beim weiteren Spendensammeln haben. Romney, aber auch Perry nehmen nicht an der Testwahl teil.
Perry hat – im Gegensatz zu Palin – noch nie eine Wahl verloren. Er ist inzwischen der am längsten dienende Gouverneur des zweitgrößten Bundesstaates, in dem etwa 25 Millionen Menschen leben. Der Rancher mit einem Abschluss in Viehwirtschaft diente fünf Jahre als Pilot bei der Luftwaffe. Seine Frau Antia lernte er in der Grundschule kennen. Sie sind seit 1982 verheiratet und haben zwei Kinder. Seine politische Karriere hatte Perry bei den Demokraten begonnen. 1989 wechselte der Ultrakonservative jedoch die Seiten. Perry arbeitete sich über einen Sitz im Abgeordnetenhaus von Texas über die Vize-Gouverneursschaft politisch hoch. Unter seiner Regierung hat Texas trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten Stellen geschaffen.
Experten erwarten Materialschlacht
Das könnte auch der Schlüssel für Perry sein, um die verschiedenen Strömungen der Republikaner zusammenzubringen. Der frühe Anhänger der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung setzt sich für eine Begrenzung der Macht des Bundes ein und machte Kritik an der Politik in Washington zu einem Grundpfeiler seines jüngsten Gouverneurswahlkampfs. Auch sonst kann er bei konservativen Amerikanern punkten. Am 6. August folgten etwa 30.000 Menschen in Houston seinem Ruf zu einem gemeinsamen, öffentlichen Gebet für die USA.
Perry kämpft für freien Handel, liberale Waffen- und strenge Einwanderungsgesetze. Den Staatshaushalt will er mit Kürzungen im Bildungs- und Gesundheitswesen sanieren. Für Schlagzeilen sorgte vor zwei Jahren Perrys Ausspruch während einer Anti-Steuer-Kundgebung der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung, Texas ginge es möglicherweise besser, wenn es sich von den USA abspalte.
Der Gouverneur dürfte zudem die finanziellen Ressourcen haben, um in der erwarteten Materialschlacht mit Präsident Barack Obama bestehen zu können. Es wird erwartet, dass dieser bis zu einer Milliarde Dollar an Wahlspenden einsammeln kann. Zu Perrys Unterstützern gehören einflussreiche Unternehmer aus der Finanz- und Versicherungsbranche sowie Milliardäre. "Vom Startschuss weg wird er gut im Rennen liegen", sagte Craig McDonald von Texas für Public Justice voraus.
Quelle: ntv.de, AFP/rts