Politik

Gute Ausbildung, toller Job Pflegen soll cool werden

Zehntausende unbesetzte Stellen in Pflegeeinrichtungen, immer mehr Ältere und Demente - gegen die Missstände bei der Pflege wollen Politik und Spitzenvertreter der Branche nun Abhilfe schaffen. Unter anderem sollen weiter Arbeitslose zu Pflegekräften umgeschult werden.

Im Geronto-Psychiatrischen Wohnbereich der DRK-Seniorenwohnanlage in Rostock-Evershagen.

Im Geronto-Psychiatrischen Wohnbereich der DRK-Seniorenwohnanlage in Rostock-Evershagen.

(Foto: dpa)

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler hat sein Programm gegen den   konkretisiert. Nach einem Treffen mit Vertretern führender Pflegeverbände zeigte er sich in Berlin bereit, ein Umschulungsprogramm für Arbeitslose zu Pflegekräften zu verlängern. Die dafür von der Bundesagentur für Arbeit (BA) bereitgestellten 90 Millionen Euro würden normalerweise Ende 2010 auslaufen. Zudem will er den Pflegeberuf durch eine Reform der Ausbildung und bessere Arbeitsbedingungen attraktiver machen. Der bereits heute in Teilen bestehende Mangel an Fachkräften werde sich aufgrund der demografischen Entwicklung verschärfen, sagte der FDP-Politiker.

Über die Förderung der Umschulung zum Alten- und Krankenpfleger durch die öffentliche Hand habe er bereits mit Arbeitsministerin Ursula von der Leyen gesprochen, sagte Rösler. Ein weiteres Gespräch sei für Januar geplant. An diesem sollen auch Arbeitgeber und Kommunen teilnehmen. Zur Bedingung für die weitere Förderung machte Rösler, dass sich die Arbeitgeber nicht aus der Finanzierung zurückzögen. Am Ende müsse ein Mehr an ausgebildeten Pflegekräften stehen. Er sei zuversichtlich, dass die Gespräche zum positiven Abschluss gebracht werden könnten.

Zuwanderung löst Problem nicht

Einig waren sich die Teilnehmer des Gesprächs nach Angaben Röslers, dass eine stärkere Zuwanderung von Pflegefachkräften die Probleme allein nicht lösen könne. Unter anderem stellten Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede in der Pflege oft ein Problem dar. Gleichwohl wolle er sich in der Koalition dafür einsetzen, die sogenannte Vorrangprüfung für Pflegefachkräfte auszusetzen.

Minister Rösler beim Treffen mit Vertretern der Pflegebranche.

Minister Rösler beim Treffen mit Vertretern der Pflegebranche.

(Foto: dpa)

Diese besagt, dass Arbeitgeber im Grundsatz nur dann eine ausländische Fachkraft einstellen dürfen, wenn die Arbeitsagentur nachweislich keinen inländischen Bewerber findet. Von der Leyen lässt derzeit eine Liste erstellen, in welchen Berufen die Prüfung befristet ausgesetzt werden könnte.

Ausbildung reformieren

Rösler bekräftigte, zur Steigerung der Attraktivität wolle er die Ausbildung in der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege stärker zusammenführen. Zur Ausbildungsfinanzierung müsse über eine bundesweite Umlage der Länder nachgedacht werden. Darüber hinaus sei es wichtig, Pflegekräfte im Alltag zu unterstützen. "Wer im Beruf Leid, Sterben und Tod erlebt, sollte die Möglichkeit haben, diese Erlebnisse zu verarbeiten, zum Beispiel durch Supervision." Der Minister zeigte sich zudem entschlossen, die Pflegekräfte bei der Bürokratie zu entlasten. Dies sei ein breiter Wunsch der Teilnehmer gewesen. Die Arbeitgeber forderte er auf, für altersgerechte Jobs und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sorgen. Die Pflegekräfte könnten zudem stärker durch Hilfskräfte bei Aufgaben entlastet werden, die nicht unmittelbar mit der Pflege am Menschen zu tun hätten.

Rösler betonte, die Attraktivität des Pflegeberufs sei nicht allein eine Frage des Geldes. Indirekt appellierte er aber an die Träger von Einrichtungen, den Fachkräften mehr zu zahlen. Es sei erfreulich, dass die meisten im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter bei der Vergütung deutlich über den im Sommer vereinbarten Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde im Westen und 7,50 Euro im Osten hinausgingen.

Lob für Pflege-Gipfel

Der Präsident des Deutschen Pflegerats, Andreas Westerfellhaus, nannte es einen Meilenstein, dass sich die Politik dem Pflege-Fachkräftemangel widme. Die Verbände würden bei dem Thema nicht lockerlassen.

Die Veranstaltung bildete den Auftakt zu einem Austausch der Regierung mit Experten über die künftige Ausgestaltung der Pflege in Deutschland. Weitere Runden sollten in den nächsten Monaten folgen, kündigte Rösler an.

Der Minister hat die Reform der Pflegeversicherung zu seinem Kernprojekt für 2011 erhoben. Das Vorhaben beinhaltet auch eine Neuordnung der Finanzierung, da die Rücklagen der Pflegekasse allenfalls bis 2014 ausreichen. Geplant ist eine verpflichtende private Zusatzvorsorge für jeden.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung forderte rasche Schritte gegen den Fachkräftemangel. Notwendig sei etwa ein Ausbildungspool, in den alle Pflegeeinrichtungen einzahlten, sagte Verbandsvorstand Gernot Kiefer. Darüber hinaus sei eine leistungsgerechte Bezahlung notwendig. Als glaubwürdig bezeichnete er das Anliegen der Regierung, hier zu Verbesserungen zu kommen.

Quelle: ntv.de, dpa

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