Politik

Vor Omans Küste Piraten entführen Frachter

Erstmals bringen somalische Piraten auch im Hoheitsgewässer des Sultanats Oman ein Schiff in ihre Gewalt. Berichte, wonach die "MV Charelle" einer deutschen Reederei gehört, bleiben unbestätigt.

In einem von der der US-Marine zur Verfügung gestellten Bild sind am 8. Oktober 2008 somalische Piraten in einem kleinen Boot beim Verlassen des gekaperten Frachters "Faina" zu sehen.

In einem von der der US-Marine zur Verfügung gestellten Bild sind am 8. Oktober 2008 somalische Piraten in einem kleinen Boot beim Verlassen des gekaperten Frachters "Faina" zu sehen.

(Foto: AP)

Vor der Küste des Sultanats Oman haben acht bewaffnete Piraten ein Frachtschiff entführt. Der NATO zufolge handelt sich um den ersten registrierten Angriff dieser Art im Hoheitsgewässer Omans. Die NATO-Verteidigungsminister billigten derweil einen neuen Einsatz gegen die somalischen Piraten.

Die Angreifer hätten die unter der Flagge von Antigua und Barbuda fahrende "MV Charelle" am Freitagnachmittag in ihre Gewalt gebracht, sagte NATO-Sprecher Chris Davies. Es sei "ziemlich ungewöhnlich", dass Piraten vor der Küste Omans ein Schiff kaperten, fügte er hinzu. Der Frachter nahm nach seinen Angaben südwärts Kurs Richtung Somalia.

Keine Angaben zu Reederei

Berichte, wonach es sich bei der entführten "MV Charelle" um das Schiff einer deutschen Reederei handelt, bestätigte zunächst weder der NATO-Sprecher noch ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Derzeit befinden sich im Golf von Aden und im Indischen Ozean noch mindestens 14 Schiffe in der Gewalt somalischer Piraten, an Bord sind insgesamt rund 200 Seeleute.

Die von den USA an Kenia übergebenen mutmaßlichen Piraten wurden beim Überfall auf ein ägyptisches Schiff fesrtgesetzt.

Die von den USA an Kenia übergebenen mutmaßlichen Piraten wurden beim Überfall auf ein ägyptisches Schiff fesrtgesetzt.

(Foto: REUTERS)

Über die Crew machte der NATO-Sprecher keine Angaben. Ob Deutsche unter den Besatzungsmitgliedern sind, konnte er ebenfalls nicht sagen.

40 Kriegsschiffe im Pirateneinsatz

Seit Monaten versucht die internationale Gemeinschaft weiter südlich, am Horn von Afrika der steigenden Zahl von Piratenüberfällen Herr zu werden. Auch Deutschland ist mit zwei Fregatten an der Mission beteiligt. Insgesamt sind in dem Seegebiet mehr als 40 Kriegsschiffe gegen Piraten im Einsatz.

Das deutsche Containerschiff "Hansa Stavanger" befindet sich seit mehr als zwei Monaten in Piratenhand. An Bord waren auch fünf Bundesbürger, als das Schiff am 4. April rund 400 Seemeilen vor der Küste Somalias überfallen wurde.

BundesverteidigungsministerJung (l) und NATO-Generalsekretär de Hoop Scheffer während der Tagung in Brüssel.

BundesverteidigungsministerJung (l) und NATO-Generalsekretär de Hoop Scheffer während der Tagung in Brüssel.

(Foto: REUTERS)

An dem Fall "Hansa Stavanger" war eine grundsätzliche Diskussion zwischen dem Auswärtigen Amt, dem Verteidigungs- sowie dem Bundesinnenministerium entbrannt. Weil die Bundesregierung sich sträubt, weiterhin mit hohen Millionenzahlungen Schiffe aus der Hand von Piraten freizukaufen, wurde ein Einsatz der Eliteeinheit GSG9 erwogen. Doch angesichts eines zu hohen Risikos für die 24-köpfige Besatzung und die Polizisten sowie wegen Sicherheitsbedenken der USA wurde der Einsatz der sich bereits in Kenia befindenden Elitetruppe abgeblasen.

NATO startet neue Mission

Die NATO-Verteidigungsminister billigten derweil einen neuen Einsatz gegen die somalischen Piraten, mit dem der bestehende Einsatz verlängert werden soll. Die Mission "Ocean Shield" soll Anfang Juli starten, wie NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer in Brüssel mitteilte. Deutschland unterstützt den Einsatz mit der Fregatte "Karlsruhe".

Nach Angaben De Hoop Scheffers sollen sich sechs Länder an dem Einsatz im Golf von Aden beteiligen. Darunter sind laut Diplomaten die Türkei, Griechenland, Italien, Großbritannien und die USA. Dazu könnten Kanada und die Ukraine kommen. Die "Karlsruhe" wird weiter unter EU-Flagge fahren, da es für einen NATO-Einsatz deutscher Kriegsschiffe kein Bundestagsmandat gibt. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) betonte in Brüssel, der Kampf gegen Piraten sei "im Interesse eines freien Seehandels und der Seesicherheit".

Die EU will ihre vor gut sechs Monaten gestartete Anti-Piraten-Mission "Atalanta" zudem bis Ende 2010 verlängern. Einen entsprechenden Beschluss würden die Außenminister am Montag in Luxemburg fällen, hieß es von EU-Diplomaten.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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