Politik

"Den Holocaust hat es nie gegeben" Plakat-Aktion wird gestoppt

Die umstrittene Plakatwerbung für das Holocaust-Mahnmal in Berlin soll noch in dieser Woche gestoppt werden. Mit dieser Entscheidung beendet die Inititorin der Kampagne, Lea Rosh, einen tagelangen Streit mit dem Zentralrat der Juden.

Dieser hatte auf einer sofortigen Entfernung der Plakate bestanden. Schon heute missbrauchten Rechtsradikale das Plakat zu Propagandazwecken, sagte der Präsident des Zentralrates, Paul Spiegel.

Lea Rosh hatte zuvor mitgeteilt, sie habe sich mit Spiegel darauf verständigt, die Plakataktion bis Mitte August zu beenden. Eine geplante Verlängerung werde es nicht mehr geben. Spiegel widersprach Rosh vehement und meinte, er habe auf einer sofortigen Beendigung bestanden. Rosh habe technische Gründe geltend gemacht, die dem entgegenstünden. Spiegel sagte, Rosh habe ihn getäuscht.

Die Proteste der Holocaust-Überlebenden gegen das Plakat hätten eine eindeutige Sprache gesprochen, sagte Spiegel. Auch sei der Zentralrat zu keiner Zeit mit der Entscheidung über die Plakataktion befasst worden. Nach Ansicht Spiegels gibt das Plakat mit dem Zitat "Den Holocaust hat es nie gegeben" zu Missverständnissen Anlass.

Die Proteste gegen das großformatige Plakat nahe dem Gelände für das geplante Holocaust-Denkmal gipfelten in Strafanzeigen wegen Volksverhetzung. Das Plakat hatte aber auch prominente Unterstützer wie den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), gefunden und war seit dem 21. Juli in kleineren Versionen zeitweilig auch in Hamburg, Hannover, Düsseldorf, München oder Essen zu sehen. Es trägt vor dem Hintergrund einer idyllischen Bergseelandschaft das groß gedruckte Zitat der so genannten Auschwitz-Lüge mit dem klein gedruckten Zusatz: "Es gibt immer noch viele, die das behaupten. In 20 Jahren könnten es noch mehr sein. Spenden Sie deshalb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas."

Laut Rosh haben seit Beginn der Plakataktion Spenden wieder kräftig zugenommen. Auch gebe es seitdem wieder eine offene Diskussion um den Holocaust, den viele schon "als Geschichte ad acta " gelegt hätten. Vor allem habe man damit auch wesentlich breitere Bevölkerungsschichten als bisher erreichen können, meinte Rosh.

Zu den vehementesten Gegnern gehörte der stellvertretende Präsident des Zentralrats, Michel Friedman. "Das Plakat muss weg", hatte er gefordert. Der gewählte Slogan sei unerträglich.

Das Holocaust-Mahnmal wird nach einem Entwurf des amerikanischen Architekten Peter Eisenman gebaut und soll im Jahr 2004 fertig sein. Die rund 2.700 Betonstelen in Verbindung mit einem unterirdischen "Ort der Information" sollen 50 Mio. DM kosten, die der Bund trägt. Der Förderkreis will aus Spendenmitteln 5 Mio. DM bereitstellen und vor allem die Ausstattung des Informationssaales unter anderem mit der Dokumentation der Namen von fünf Millionen ermordeter Juden finanzieren.

Quelle: ntv.de

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