Politik

Zulassungsstopp gegen Ärztemangel Politik sperrt ganze Arztgruppen

Gegen den Ärztemangel soll eine spezielle Therapie helfen.

Gegen den Ärztemangel soll eine spezielle Therapie helfen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Ärztemangel wird in vielen ländlichen Regionen immer spürbarer. Jetzt soll massiv gegengesteuert werden. Die Reform beginnt mit einem Paukenschlag - einer befristeten Zulassungssperre für bestimmte Fachbereiche wie Jugendpsychiater, Neurochirurgen, Laborärzte, Pathologen, Nuklearmediziner und Humangenetiker.

Mit dem sofortigen Zulassungsstopp für bestimmte Arztgruppen ist eine groß angelegte Reform für eine bessere Verteilung der Mediziner in Deutschland angelaufen. Somit soll es künftig auch wieder mehr Hausärzte auf dem Land geben - statt immer mehr hochspezialisierte Ärzte in den Städten. Die befristete Sperre wurde vom Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken (G-BA) in Berlin verhängt.

Sie betrifft unter anderem Jugendpsychiater, Nuklearmediziner, Strahlentherapeuten, Neurochirurgen, Humangenetiker, Laborärzte und Pathologen, die heute weitgehend ohne Beschränkung Praxen etwa in den Städten aufmachen können. "Bisher ist das für viele solcher Ärzte sehr lukrativ, ohne dass ein ständiger direkter Patientenkontakt besteht", sagte der G-BA-Vorsitzende Josef Hecken. Im Gegenzug sollen neue Niederlassungsmöglichkeiten für Haus- und Kinderärzte vor allem dort geschaffen werden, wo bereits heute Lücken klaffen.

Deutschland hat zu viele Spezialisten und zu wenig Allgemeinmediziner.

Deutschland hat zu viele Spezialisten und zu wenig Allgemeinmediziner.

(Foto: picture alliance / dpa)

Diese nun gesperrten Arztgruppen sollen am 1. Januar neu in die Bedarfsplanung einbezogen werden. "Hier wird es künftig Obergrenzen geben, wieviele Ärzte dieser Gruppen sich in einer der Regionen der Kassenärztlichen Vereinigungen niederlassen dürfen", kündigte Hecken an. Mit der befristeten Sperre soll nun ein überbordender Anstieg von Anträgen auf Zulassung für solche lukrativen Arztsitze quasi in letzter Minute verhindert werden.

Planungsbezirke sollen geteilt werden

Der größere Teil der Reform soll erst Anfang 2013 folgen - und weit größere Auswirkungen gegen den Ärztemangel haben. Denn anders als bei Spezialärzten gibt es bei Haus- und Kinderärzten heute nur wenige Zulassungsmöglichkeiten, obwohl sie in vielen ländlichen Regionen Ost- wie Westdeutschlands händeringend gesucht werden. Grund: Die Planungsregionen für Arztsitze - die 372 Kreise und kreisfreien Städte - gelten als zu groß. "Viele Ärzte arbeiten in den Städten, auf dem flachen Land fehlen sie häufig", sagte Hecken.

Künftig sollen für die Haus- und Kinderärzte die Planungsbezirke bei Bedarf geteilt werden - in bis zu 879 Mittelbereiche. "Auch strukturschwache Gebiete bekommen nun zusätzliche Zulassungsmöglichkeiten für Haus- und Kinderärzte", kündigte Hecken an. So eine Teilung bringe es auf der anderen Seite automatisch mit sich, dass etwa in den Städten eine vorhandene Überversorgung besser festgestellt werde. "Erst wenn es dort weniger Praxen gibt, können auch wieder neue Zulassungen erfolgen." Unterm Strich soll die Verteilung der Ärzte also besser werden.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gehen über 40.000 Haus- und Fachärzte binnen fünf Jahren in den Ruhestand.

Quelle: ntv.de, dpa

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