DGB zu Armut in Deutschland "Politik verursacht Kluft"
22.10.2008, 09:56 UhrDer Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht die Ursache für die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland in der verfehlten Politik der Bundesregierung. "Die einseitige Steuer- und Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahre hat die Vermögenskonzentration in den Händen weniger erst richtig auf die Spitze getrieben", sagte DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki der "Berliner Zeitung".
Die jahrzehntelange Deregulierung der Finanzmärkte sowie die Privatisierungswelle machten einzelne Manager reich und ließen Firmengewinne explodieren. "Nur die, die den Reichtum real erwirtschafteten oder diejenigen, die den Restrukturierungsmaßnahmen zum Opfer und in die Arbeitslosigkeit fielen, schauen in die Röhre."
Klare OECD-Zahlen
Matecki reagierte auf die jüngste Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Nach ihr driften Arm und Reich immer weiter auseinander. Die Ungleichheit bei den Einkommen und die Armut - gerade auch von Kindern - haben hierzulande in den vergangenen Jahren stärker zugenommen als in anderen Ländern. 2005 lebten demnach 10,5 bis 11 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsschwelle. Das ist leicht über dem OECD-Durchschnitt. Dänemark und Schweden erreichten nur einen Wert von 5 Prozent.
Der Gewerkschafter forderte, zur Vermeidung von Armut insbesondere schlecht bezahlte Leiharbeit zurückzudrängen und existenzsichernde Mindestlöhne einzuführen. Um für mehr Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen, sollten hohe Einkommen, Erbschaften und Unternehmensgewinne stärker besteuert. Zumindest der Hartz-IV-Satz für Kinder müsse angehoben werden.
Quelle: ntv.de