Politik

Nach Anschlag in Pakistan Polizei durchsucht Trauernde

Nach einem verheerenden Selbstmordanschlag im Nordwesten Pakistans sind die Sicherheitsmaßnahmen in der Gegend am Sonntag drastisch verschärft worden. Die etwa 2000 Trauernden, die der Beerdigung der Opfer beiwohnen wollten, wurden von der Polizei genau durchsucht. Wer hinter dem Attentat vom Samstag steckte, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen, ist noch unklar. Die Ermittler schlossen weder aus, dass es sich um religiöse Fanatiker handelte, noch, dass durch die Tat die Regierung von Ministerpräsident Pervez Musharraf geschwächt werden sollte.

Die meisten Todesopfer waren Polizisten. 30 weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Augenzeugen in der Stadt Peshawar erzählten, der Attentäter habe vor einem schiitischen Gemeindezentrum gewartet, bis die Polizisten herauskamen. "Dann hat er sich einen Weg mitten in die Polizistenmenge gebahnt und sich in die Luft gesprengt", sagte der Innenminister der Provinz Nordwest-Grenze, Badshah Gul Wazir. Unter den Getöteten war der örtliche Polizeichef.

Während die Trauernden bei einer streng überwachten Zeremonie für die Polizisten Gebete sprachen, öffneten Händler und Ladenbesitzer ihre Geschäfte aus Protest gegen den Anschlag am Sonntag nicht. In Peshawar leben viele Flüchtlinge aus Afghanistan. Die Stadt war im vergangenen Jahr mehrmals Ziel von Anschlägen. Hintergrund waren Beobachtern zufolge Auseinandersetzungen zwischen Taliban-freundlichen Extremisten und dem Militär. Denn in der Provinz gibt es mehrere den Taliban nahe stehenden Gruppen. Sie bekämpfen die Regierung von Präsident Pervez Musharraf wegen dessen Allianz mit den USA - was den Ermittlern zufolge ein Motiv für den jüngsten Anschlag gewesen sein könnte.

Zugleich fiel das Attentat aber auch mitten in einem heiligen Monat der Schiiten. Die Gläubigen bereiteten sich in dem Gemeindezentrum gerade auf eine Prozession vor, als die Sprengsätze explodierten. Daher könnten auch religiöse Motive hinter dem Anschlag stecken, sagten die Ermittler. Nahe dem Tatort liegt außerdem die größte sunnitische Moschee der Stadt.

Erst am Freitag waren in der Hauptstadt Islamabad bei einem Selbstmordanschlag der Attentäter und ein Sicherheitsbeamter gestorben. Der Beamte hatte den verdächtigen Mann am Seiteneingang eines Marriott-Hotels aufgehalten, das viele ausländische Diplomaten und Geschäftsleute zu seinen Gästen zählt. Nachdem der Mann angesprochen worden war, hatte er einen Sprengsatz gezündet.

Das Motiv für diesen Anschlag ist unklar. Einem Zeitungsbericht zufolge vermuten die Geheimdienste, dass dafür eine Extremistengruppe verantwortlich ist, die wegen der geteilten Provinz Kaschmir gegen Indien kämpft.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen