Großbritanniens Premierminister Tony Blair ist wegen der Spendenaffäre seiner Labour-Partei erneut von der Polizei vernommen worden. Blair habe rund eine Stunde lang als Zeuge ausgesagt, sagte sein Sprecher am Donnerstag. Der Regierungschef sei bereits am Freitag vergangener Woche in seinem Amtssitz befragt worden. Das Verhör sei auf Bitten der Polizei zunächst vertraulich behandelt worden. Details nannte der Sprecher nicht.

Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, Labour und andere Parteien hätten wohlhabende Unternehmer als Dank für die Gewährung von Darlehen für Adelstitel und Sitze im Oberhaus vorgeschlagen. Wegen der Affäre war Blair schon einmal im Dezember von der Polizei befragt worden. Damit wurde er zum ersten Premierminister in der Geschichte Großbritanniens, der während seiner Amtszeit in einem Strafermittlungsverfahren aussagen musste. Auch die meisten Mitglieder des Blair-Kabinetts von 2005 wurden in der Affäre befragt.

Nach Einschätzung von Labour-Politikern dürfte der Skandal keinen vorzeitigen Rücktritt des Premierministers erzwingen, der sein Amt ohnehin im Laufe des Jahres abgeben will. Allerdings könne sich dies ändern, falls enge Vertraute angeklagt würden, heißt es. Am Dienstag war Blairs wichtigster Spendensammler Lord Michael Levy im Zusammenhang mit der Affäre zum zweiten Mal festgenommen worden. Die Polizei verdächtigt ihn der Verschwörung und der Irreführung der Justiz.