Politik

Großrazzia auf kaukasischem Markt Moskauer Polizei verhaftet 1200 Muslime

Um die Stimmung der russischen Anwohner zu beruhigen, heißt es, führte die Polizei die Razzia durch.

Um die Stimmung der russischen Anwohner zu beruhigen, heißt es, führte die Polizei die Razzia durch.

(Foto: dpa)

Die schwersten Ausschreitungen seit Jahren erschüttern Moskaus Stadtrand. Nachdem ein Mob einen von Kaukasiern betriebenen Markt gestürmt hat, folgt die Polizei mit einer Großrazzia und nimmt 1200 Einwanderer fest.

Nach fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Moskau ist die russische Polizei demonstrativ mit einer Großrazzia geg en Migranten in der Hauptstadt vorgegangen. Etwa 1200 vorwiegend aus dem Kaukasus stammende Gastarbeiter wurden vorübergehend festgenommen. Der Einsatz diene dem Kampf gegen illegale Beschäftigung, teilten die Behörden nach Angaben der Agentur Interfax mit. Mit dem massiven Vorgehen wollten die Sicherheitskräfte die Situation nach den Krawallen im Stadtteil Birjuljowo entspannen, hieß es.

Ein Mob hatte den dortigen Markt am Sonntag ge stürmt und damit auf den gewaltsamen Tod eines jungen Russen reagiert, der von einem Mann aus dem Kaukasus erstochen worden sein soll. Mit der Razzia wollte die Polizei offenbar die erhitzten Gemüter russischer Anwohner des Marktes beruhigen. Sie verlangen von der Polizei ein entschiedeneres Vorgehen gegen kriminelle Zuwanderer. Die festgenommenen 1200 Menschen sollen auf Straftaten überprüft werden, sagte ein Polizeisprecher. Seinen Angaben zufolge wurde in dem Markt ein Auto gefunden, in dem drei Luftpistolen, zwei Messer und ein Baseballschläger lagen. Der von den Randalierern gestürmte Markt wurde wegen "zahlreicher Verstöße" der Betreiber für zunächst fünf Tage geschlossen.

Islamisches Opferfest könnte neue Gewalt bringen

Mittlerweile seien Verdächtige für die Tötung von Jegor Schtscherbakow identifiziert worden, sagte der Moskauer Polizeichef nach der Großrazzia. Der 25-jährige Moskauer war in der Nacht zum vergangenen Donnerstag erstochen worden, als er seine Freundin gegen Belästigungen schützen wollte.

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(Foto: dpa)

Vor Beginn des muslimischen Opferfestes an diesem Dienstag warnten Beobachter vor neuen Unruhen. Eine Verlegung oder gar eine Absage der Feiern lehnten muslimische Vertreter aber ab. In der Vergangenheit kam es zwischen Nationalisten und Migranten wiederholt zu Auseinandersetzungen. Im Dezember 2010 machten etwa 5000 Rechtsextreme und Hooligans in der Nähe des Roten Platzes in Moskau Jagd auf Migranten, nachdem ein Kaukasier im Streit einen Fußballfan getötet hatte. Kaukasier gelten vielen Russen grundsätzlich als Terroristen und Kriminelle. Immer wieder kommt es zu offenem Fremdenhass und brutalen Morden an Landsleuten aus dem muslimisch geprägten Süden des Riesenreiches.

Die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Kaukasus und den früheren zentralasiatischen Republiken setzte mit Beginn des Booms um die Jahrtausendwende ein. Die Migranten verrichten meist schlecht bezahlte Arbeiten etwa auf dem Bau, für die sich keine russischen Bewerber finden. Präsident Wladimir Putin hat den Einsatz ausländischer Arbeiter als notwendig bezeichnet. Im Gegenzug sollte aber ihr Einfluss auf den Handel eingeschränkt werden.

Der Bund der Zuwanderer in Russland warnte vor weiteren fremdenfeindlichen Ausschreitungen. Nationalisten und Extremisten versuchten aus dem gewaltsamen Tod des 25-jährigen Russen Kapital zu schlagen. Ausländer sollten besonders auf belebten Plätzen sowie in Bussen und Bahnen besonders vorsichtig sein.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa/rts

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