Ägyptische Islamisten demonstrieren gegen Mursis Sturz Polizei will Protestlager aushungern
10.08.2013, 15:30 Uhr
Mursis Anhänger protestieren nahe der Rabea-al-Adawija-Moschee.
(Foto: dpa)
Demonstranten in Ägypten halten einen Platz in der Hauptstadt Kairo besetzt. Die Sicherheitskräfte wollen ihr Camp räumen - und zwar unblutig, wie es heißt. Doch auch die Methoden, die offenbar im Gespräch sind, klingen besorgniserregend.
Die ägyptischen Sicherheitskräfte wollen den Dauerprotest von Islamisten in Kairo ohne Blutvergießen beenden. Das berichtete die arabische Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" unter Berufung auf einen Verantwortlichen. Der Informant sagte, die Umsetzung des Plans könne bis zu drei Monate in Anspruch nehmen.
Danach soll in den nächsten Tagen zunächst der Zugang zu dem Protestlager rund um die Rabea-al-Adawija-Moschee blockiert werden. Anschließend werde die Polizei das Zeltlager der Anhänger des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi mit Tränengas und Wasserwerfern angreifen. Außerdem wolle man den Protestierenden das Wasser abdrehen und dafür sorgen, dass keine Lebensmittel mehr in die Zeltstadt gelangen.
Zahlreiche ausländische Diplomaten hatten die Übergangsregierung in den vergangenen Wochen vor einem gewaltsamen Vorgehen gegen die Demonstranten gewarnt. Diese haben in Kairo nicht nur die Straßen rund um die Moschee, sondern auch den Al-Nahdha-Platz besetzt.
Westerwelle warnt vor Gewalt
Die Islamisten fordern die Wiedereinsetzung Mursis, der am 3. Juli nach Massenprotesten von der Armee abgesetzt worden war. Sie wollen nach eigener Aussage so lange in ihrer Zeltstadt ausharren, bis diese Forderung erfüllt ist. Die ägyptischen Behörden hoffen allerdings, dass ein Teil der Protestierenden demnächst die Lust daran verlieren könnte, über Wochen auf der Straße zu campieren.
Der von den Militärs eingesetzte Übergangspräsident Adli Mansur hatte zwar vergangene Woche erklärt, die diplomatischen Bemühungen westlicher und arabischer Staaten um eine Beilegung der Krise in Ägypten seien gescheitert. Die Europäische Union will sich aber trotzdem weiterhin engagieren.
Außenminister Westerwelle hatte bereits Tage zuvor erneut auf eine friedliche Lösung gedrängt. Ägypten befinde sich in einer entscheidenden Phase der Geschichte, sagte er. Die Entscheidung über die Zukunft des Landes sei "ausschließlich" eine ägyptische. Er hoffe auf einen demokratischen Neuanfang mit Wahlen, bei dem alle politischen Kräfte konstruktiv mitwirken könnten. Auf Gewalt müsse verzichtet werden.
Quelle: hah/dpa