Politik

Putsch in Mauretanien Polizeichef wird neuer Präsident

Einen Tag nach dem Putsch in Mauretanien hat die regierende Militärjunta den langjährigen Polizeichef Ely Ould Mohammed Vall zum neuen Präsidenten des westafrikanischen Landes ernannt. Wie der staatliche Rundfunk in Nouakchott berichtete, führt der 55-jährige Oberst den "Militärrat für Gerechtigkeit und Demokratie" an, der mit einem Putsch die Macht ergriffen hatte. Ould Vall war ein enger Vertrauter des gestürzten Präsidenten Maouia Ould Taya gewesen.

Mit dem anscheinend unblutigen Putsch übernahmen Offiziere am Mittwoch die Kontrolle über die Hauptstadt Nouakchott und erklärten den Präsidenten für abgesetzt, der das westafrikanische Land seit über 20 Jahren regiert hatte. Für den Umsturz nutzten die Militärs eine Auslandsreise von Ould Taya aus, der sich zur Zeit des Putsches zu einem Kondolenzbesuch in Saudi-Arabien aufhielt. Der Präsident konnte am Mittwoch nicht wie geplant nach Nouakchott zurückkehren. Er flog stattdessen nach Angaben des arabischen Senders Al-Arabija nach Niamey im Sahara-Staat Niger.

Militärs versprechen demokratisches System

"Die Armee und die Sicherheitskräfte sind übereingekommen, den totalitären Praktiken des abgesetzten Regimes ein Ende zu setzen", hieß es in der von der nationalen Nachrichtenagentur verbreiteten Erklärung der Putschisten. Die Militärs versprachen, in zwei Jahren ein demokratisches System in dem dünn besiedelten Wüstenstaat einzurichten.

Mauretanien war unter Ould Taya ein enger Verbündeter der USA gewesen. Mit seiner prowestlichen Politik hatte der Präsident sich unter den Islamisten in dem muslimischen Land viele Feinde gemacht. Mauretanien gehört zu den wenigen Staaten der arabischen Welt, die diplomatische Beziehungen zu Israel unterhalten.

Die Putschisten und der von ihnen eingesetzte "Militärrat" wurden nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira vom Chef der Präsidentengarde, Mohammed Weld Abdel Aziz, angeführt. Schwerbewaffnete Militärs hatten am Morgen unter der Führung der Präsidentengarde den Amtssitz des Staatschefs, das Hauptquartier der Streitkräfte und das Gebäude des Rundfunks besetzt.

Soldaten bezogen an strategischen Stellen mit Artilleriegeschützen und Luftabwehrraketen Position. Zeitweise waren Schüsse zu hören. Der Flughafen wurde geschlossen, der Rundfunk stellte seine Sendungen ein. Das Staatsfernsehen zeigte lediglich Koransuren. Büros, Banken und Geschäfte blieben geschlossen.

USA verurteilen Putsch

Ould Taya war 1984 mit einem Putsch an die Macht gekommen und drei Mal bei Wahlen im Amt bestätigt worden. Vor zwei Jahren hatte er einen Putschversuch mit knapper Mühe niederschlagen können. 2004 überstand seine Regierung zwei weitere Umsturzversuche. Das überwiegend aus Wüste bestehende Land am Westrand der Sahara hat rund drei Millionen Einwohner und kämpft derzeit mit einer Hungersnot.

Die USA haben den Militärputsch in Mauretanien verurteilt und die Rückkehr Maouia Ould Tayas an die Macht gefordert. "Wir schließen uns der Afrikanischen Union an und rufen zu einer friedlichen Rückkehr zur Ordnung im Sinne der Verfassung auf", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Tom Casey, in Washington.

Quelle: ntv.de

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