Iran für jüdischen Staat in Europa Präsident leugnet Holocaust
08.12.2005, 15:52 UhrDer iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat sich für die Schaffung eines jüdischen Staates auf deutschem und österreichischem Boden ausgesprochen. Zugleich leugnete er nach iranischen Medienberichten auf einer Pressekonferenz in der saudischen Pilgerstadt Mekka das Ausmaß der Judenverfolgung während der Nazizeit. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Jacques Chirac wiesen die Äußerungen vor ihrem Spitzentreffen als "vollkommen inakzeptabel" zurück. Chirac ergänzte, er habe die Worte des iranischen Präsidenten "mit Entsetzen" zur Kenntnis genommen.
Als Bundeskanzlerin weise sie die Äußerungen "mit aller Schärfe" zurück, sagte Merkel. "Ich bin sicher, dass die Mehrzahl der internationalen Staatengemeinschaft sehr ähnlich denkt."
Ahmadinedschad sagte nach Angaben der amtlichen Teheraner Nachrichtenagentur IRNA zufolge: "Manche der europäischen Staaten bestehen darauf, dass Hitler Millionen von unschuldigen Juden ermordet hat. Jeder, der das sogar mit konkreten Beweisen bezweifelt, wird entweder verurteilt oder landet im Gefängnis. Wir erkennen diese Behauptungen (Holocaust) nicht an, aber auch falls es wahr sein sollte, stellen wir den Europäern die folgende Frage: Ist die Ermordung von unschuldigen Juden Grund genug, um Besatzer in Jerusalem zu unterstützen? Falls die Europäer es ehrlich meinen, sollten sie den Zionisten in einigen ihrer Länder, wie z. B. Deutschland oder Österreich, einen Platz geben. Die Zionisten könnten dann ihren eigenen Staat gründen. Ihr (Europäer) bietet (Israel) einen Teil Europas an und wir würden (die Initiative) unterstützen."
Wenn sich die Europäer so sehr um Israel sorgten, sollten sie den jüdischen Staat nach Europa transferieren. Eine solche Verlagerung werde die Unterstützung der islamischen Welt finden, meinte Ahmadinedschad, der sich zu einem Gipfeltreffen islamischer Länder in Saudi-Arabien aufhielt. Auch wenn er nicht an das Ausmaß der Judenverfolgung glaube, könne er die Tötung von Juden während des Zweiten Weltkrieges niemals als Rechtfertigung der israelischen Hegemonialpolitik durch die Europäer akzeptieren.
Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier kritisierte die neuen Israel-feindlichen Äußerungen des iranischen Präsidenten. Steinmeier zeigte sich am Rande eines NATO-Außenministertreffens in Brüssel empört über Ahmadinedschads Bemerkungen, wonach die Israelis nach Deutschland oder Österreich umgesiedelt werden sollten, um das Nahost-Problem zu lösen.
"Ich glaube, das zeigt, mit wie wenig Ernsthaftigkeit oder mit wie viel Zynismus die gegenwärtige Situation von der dortigen Regierung (Irans) beurteilt wird", sagte Steinmeier. Zugleich versicherte er, die Gespräche der EU mit Iran über eine Garantie Teherans, wonach Iran keine Atomwaffen bauen wolle, sollten fortgesetzt werden. "Ob uns Iran diese Garantie geben wird, muss jetzt abgewartet werden", sagte der Minister.
Quelle: ntv.de