Politik

Spannend wie selten Präsidentenwahl in Kenia

Im ostafrikanischen Kenia sind am Donnerstag ein neues Parlament und ein neuer Präsident gewählt worden. Mit ersten offiziellen Ergebnissen wird an diesen Freitag gerechnet. Die Stimmung unter den Anhängern vor allem der Präsidentschaftskandidaten war teilweise aufgeheizt.

Noch nie zuvor seit der Erlangung der Unabhängigkeit 1963 war ein Wahlausgang so ungewiss. Amtsinhaber Mwai Kibaki von der Nationalen Einheitspartei und der Oppositionspolitiker Raila Odinga vom Orangenen Bündnis lagen in Umfragen vor der Wahl nahezu gleichauf. Wahlberechtigt waren rund 14 Millionen Kenianer.

Entgegen anfänglicher Befürchtungen verliefen die Wahlen weitgehend friedlich, wenn auch begleitet von Pannen und Verzögerungen. Polizisten in Zivil waren vor allem in Gebieten im Einsatz, in denen es in den vergangenen Wochen zu politisch motivierter Gewalt gekommen war. Einige Wahllokale öffneten mit mehrstündiger Verspätung, in anderen waren zahlreiche Wähler nicht in den Wählerlisten aufgeführt. Auch Oppositionsführer Odinga musste feststellen, dass er nicht im Wählerverzeichnis aufgelistet war, als er seine Stimme abgeben wollte.

In einigen Wahllokalen fehlten die Namen mehrerer Kandidaten auf den Stimmzetteln. Diese Vorkommnisse schürten Ängste vor Wahlfälschung und Manipulation. "Dies ist eine Wahl, kein Krieg", mahnte ein Kommentator der wichtigsten kenianischen Zeitung "The Nation".

Die Wahlbeteiligung war hoch, viele Menschen versammelten sich bereits in der Morgendämmerung vor den Wahllokalen und warteten zum teil mehrere Stunden auf Einlass. Viele Wähler wollten bis zur Auszählung der Stimmen bleiben und darauf achten, dass niemand zusätzliche gefälschte Wahlzettel in die Wahllokale schmuggelte.

Rund 15.000 internationale Beobachter kontrollierten den Wahlverlauf. Die EU war mit 150 Beobachtern vertreten. Der Leiter der EU-Beobachterkommission, der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff, sprach von kleineren Zwischenfällen bei den Wahlen. Es sei aber überwiegend korrekt zugegangen.

Seit Juli waren mehr als 70 Menschen bei Ausschreitungen zwischen den Anhängern der verschiedenen Kandidaten in Kenia ums Leben gekommen. Auch die ethnischen Spannungen in dem Vielvölkerstaat mit 70 verschiedenen Stämmen und Gruppen hatten zugenommen.

In Kenia bestimmt häufig die Stammeszugehörigkeit die Wahlentscheidung, da von einem Kandidaten der eigenen ethnischen Gruppe Vorteile für dessen Heimatregion erwartet werden. Kibaki gehört dem Volk der in Zentralkenia lebenden Kikuyu an, Odinga ist ein Luo aus dem wirtschaftlich benachteiligten Westen des Landes. Beide Kandidaten versprachen im Wahlkampf vor allem, gegen die Korruption zu kämpfen.

Kibaki und Odinga traten noch bei den Parlamentswahlen 2002 gemeinsam an und beendeten die 24-jährige Herrschaft von Daniel arap Moi. Kurz danach kam es jedoch zum Zerwürfnis, und Odinga verließ Kibakis Regierung.

Quelle: ntv.de

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