Hocktoilette und Hakenkreuz Prag entschuldigt sich
15.01.2009, 15:02 UhrDie Prager EU-Ratspräsidentschaft hat sich von einem umstrittenen tschechischen Kunstwerk im Gebäude des EU-Ministerrats distanziert. "Dies hier zeigt nicht, wie die tschechische Regierung die anderen EU-Staaten sieht", sagte der tschechische Vizepremier und Europaminister Alexandr Vondra. Zwar solle das umstrittene Riesen-Puzzle "Entropa", in dem Vorurteile über die 27 Mitgliedsländer dargestellt werden, bis Ende Juni hängen bleiben. Änderungen seien jedoch möglich, sagte Vondra. "Ich verstehe, dass sich manche beleidigt fühlen, und ich entschuldige mich dafür. Das betrifft nicht nur die Regierung Bulgariens, sondern auch jedes andere Mitgliedsland."
Bulgarien hatte Prag offiziell aufgefordert, seine Darstellung in Form einer Hocktoilette zu entfernen. Vondra sagte: "Wenn es bei der Forderung bleibt, dass es entfernt werden soll, dann können wir das natürlich tun." Die tschechische Regierung sei schockiert gewesen, dass "Entropa" nicht - wie mit dem Künstler David Cerny vereinbart - von Künstlern aus den 27 EU-Staaten gestaltet worden sei. Cerny hatte die internationalen Mitstreiter einfach erfunden und stattdessen mit tschechischen Freunden gearbeitet.
Der Künstler gab sich reumütig. "Mir tut es wirklich leid, dass sich einige Länder beleidigt fühlen", sagte Cerny. Er entschuldigte sich bei der tschechischen Regierung, die er absichtlich in die Irre geführt habe. Das aus tschechischem Steuergeld finanzierte Honorar werde er zurückgeben.
"Es ist Kunst"
Die 16 mal 16 Meter große Collage setzt in vielen Ländern Humor voraus. Schweden wird als verpacktes Möbelstück eines bekannten Einrichtungshauses dargestellt, für Polen hissen zwei Priester die Regenbogen-Flagge der Homosexuellen. Deutsche Autobahnen ergeben, mit etwas Fantasie, ein Hakenkreuz. Die Niederlande sind eine einzige Wasserfläche, aus der Minarette ragen. "Entropa ist eine Provokation", sagte Vondra. "Aber es ist Kunst - nicht mehr, nicht weniger."
Der Europaminister verteidigte die Absichten seiner Regierung. Man habe Vorurteile und Klischees über die EU-Mitgliedsländer zeigen wollen, denn sie seien Hindernisse bei der europäischen Integration und müssten abgebaut werden. Das passe zum Motto der tschechischen Ratspräsidentschaft "Europa ohne Grenzen". Wenn das Projekt darauf habe abzielen sollen, sich über jemanden lustig zu machen, dann in erster Linie über die Tschechen selbst - "und mich an erster Stelle", sagte Vondra. "Ich hoffe, wir können mit Ihnen lachen, wir wollen nicht über Sie lachen."
Quelle: ntv.de