Stromeinkäufe bereits abgeschlossen Preise trotz Moratorium stabil
21.06.2011, 09:31 UhrEndlich eine gute Nachricht für Stromkunden: Gutachter gehen davon aus, dass die Strompreise trotz der Abschaltung von Atommeilern stabil bleiben dürften. Die Argumente der Konzerne, sie müssten im Falle der Abschaltung Strom hinzukaufen, greifen laut Gutachten nicht. Die Verträge über Zukäufe seien bereits vor dem Moratorium besiegelt worden. Teurer könnte allerdings Gas werden.

Andere Gutachter erwarten, dass die Preise nur leicht ansteigen und später durch den günstigeren Ökostrom wieder fallen werden.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Das von der Bundesregierung verhängte Atom-Moratorium und die beschlossene Stilllegung von Kernkraftwerken sind einem Gutachten zufolge offenbar kein Grund für Strompreiserhöhungen. Wie die "Saarbrücker Zeitung" unter Berufung auf eine Studie der grünen Bundestagsfraktion berichtete, sind gestiegene Beschaffungskosten durch die Abschaltung von Atommeilern kein Argument für einen Preisanstieg. Die Konzerne hätten den Stromeinkauf im Großhandel für das laufende Jahr bereits vor dem Atom-Moratorium abgewickelt, hieß es zur Begründung.
Außerdem würden für 2011 und 2012 "preiserhöhende Faktoren durch preissenkende Einflüsse nahezu exakt kompensiert". Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Bärbel Höhn, sagte der Zeitung, die Studie schlage den Konzernen "eines ihrer letzten Argumente aus der Hand - nämlich, dass die Preise bei einer Abschaltung der Reaktoren unter die Decke gehen".
Die Frage, ob der Strom durch den Ausstieg aus der Atomkraft teurer wird, ist umstritten. Das Bundeskartellamt rechnet mit steigenden Strompreisen, auch FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle warnte kürzlich angesichts des noch teuren Stroms aus erneuerbaren Energien vor höheren Kosten. In einer Untersuchung der Universität Leipzig und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung heißt es wiederum, Mehrbelastungen beim Strompreis seien durch einen Atomausstieg im Zeitraum 2020 bis 2022 kaum zu erwarten.
Eher auf Gas als auf Kohle setzen
Derweil wollen die bundesweit 66 Gasversorger zum 1. Juli und 1. August ihre Grundversorgungstarife erhöhen. Das berichtet die "Bild"-Zeitung, Demnach würden sich die Preise um durchschnittlich 10,5 Prozent erhöhen. Das macht für den Modellhaushalt mit vier Personen jährlich durchschnittlich 138 Euro aus.
Wissenschaftler hatten unlängst dazu geraten, als Ersatz für abgeschaltete Atomkraftwerke eher auf Gas als auf Kohle zu setzen. Dies führe bei ungefähr gleichem Preis zu niedrigeren CO2-Emissionen und mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt, sagte Professor Thomas Bruckner von der Universität Leipzig. Auch der Vize-Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, sagte, die Energiewende sei "eines der größten sozialen Experimente, die es in Deutschland bisher gegeben hat, etwa vergleichbar mit der deutschen Einheit". Die Herausforderung liege dabei aber weniger im Atomausstieg und seinen Folgen, als in der Umstellung auf erneuerbare Energien und mehr Effizienz.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts