Politik

Gegen die Gesundheitsreform Privatkassen rufen Karlsruhe

Infolge der Gesundheitsreform sind bei der privaten Krankenversicherung die Neuzugänge im vergangenen Jahr um die Hälfte auf rund 60.000 Menschen eingebrochen. Gegen Reformregelungen, die von der Branche als existenzbedrohlich angesehen werden, klagten 25 weitere Privatversicherungen vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, berichtete der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) in Berlin.

Insgesamt legten 30 Privatkassen bis zum Ende der Klagefrist Ende März Verfassungsbeschwerde gegen Teile der Reform ein. Sie vertreten 95 Prozent der Privatversicherten. Die PKV sieht in den geplanten Möglichkeiten zum Versicherungswechsel für ihre Kunden und in dem einheitlichen Basistarif eine Gefahr für die gesamte Branche. Der Basistarif soll dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung entsprechen. Viele Versicherte würden den PKV-Befürchtungen zufolge in den günstigeren Tarif wechseln.

Der Basistarif war mit der vor knapp einem Jahr in Kraft getretenen Reform beschlossen worden und soll 2009 kommen. Auch von den gesetzlichen Kassen angebotene Wahltarife nach dem Vorbild der PKV - etwa für Ein- oder Zweibettzimmer in Kliniken - verstießen gegen die Rechte der Privaten, hieß es beim PKV-Verband.

Ministerium weist die Vorwürfe zurück

Das Bundesgesundheitsministerium wertete es als "gutes Recht, gesetzliche Regelungen verfassungsrechtlich überprüfen zu lassen". Allerdings sei es "reichlich widersprüchlich, dass einige PKV-Unternehmen Klage einreichen, andererseits aber eine Reihe dieser Unternehmen in ihren Geschäftsberichten gute Gewinne und glänzende Zukunftsaussichten feiern", sagte eine Sprecherin. Die Regelungen seien verfassungskonform.

Der Nettoneuzugang in der privaten Krankenvollversicherung lag 2007 mit 59.900 Menschen um fast 50 Prozent unter dem Vorjahresniveau von 116.100 Personen. Der Rückgang gehe darauf zurück, dass freiwillig gesetzlich Versicherte seit dem 2. Februar 2007 nur dann in die PKV wechseln können, wenn ihr Einkommen drei Jahre über der Versicherungspflichtgrenze von 48.150 Euro gelegen hat. Die Politik habe der PKV den Zugang zum Markt so deutlich erschwert, kritisierte der Verband. Dennoch stieg die Zahl der Versicherten 2007 leicht um 0,7 Prozent auf 8,55 Millionen Menschen zum Jahresende.

Das Geschäft mit den Zusatzversicherungen läuft dafür umso besser, hat aber nur einen Anteil von 12,6 Prozent. Deren Zahl stieg um 7,5 Prozent auf 19,78 Millionen. Bei der Pflegezusatzversicherung verzeichnete die Branche 2007 einen Zuwachs von 18,5 Prozent auf mehr als eine Million Verträge. Die Beitragseinnahmen für die Kranken- und Pflegeversicherung wuchsen um 3,4 Prozent auf 29,46 Milliarden Euro. Die Versicherungsleistungen erhöhten sich um 5,3 Prozent auf 18,79 Milliarden Euro. Die Alterungsrückstellungen betrugen Ende 2007 rund 121,5 Milliarden Euro in Kranken- und Pflegeversicherung. Sie wuchsen um gut 7 Prozent.

Quelle: ntv.de

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