Greenpeace in Johannesburg Protest vor UN-Gipfel
24.08.2002, 13:00 UhrIm Vorfeld des am Montag beginnenden UN-Gipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg haben Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace am Samstag gegen das südafrikanische Atomprogramm protestiert. Auf dem Gelände der bislang einzigen Nuklearanlage des Landes in Koeberg nahe Kapstadt sprach sich der Atomexperte der Organisation, Mike Townsley, gegen einen Ausbau der Kernenergienutzung in Südafrika aus.
Sechs Greenpeace-Mitglieder hatten zuvor auf dem Gelände des Kraftwerks ein Dach besetzt und ein Plakat mit der Aufschrift "Nukes out of Africa!" (Atomkraft raus aus Afrika!) entrollt. Der Protest richtet sich auch gegen Pläne des staatliche Energiekonzerns Eskom. Dieser will einen neuartigen, kleinen Reaktortyp entwickeln, der auch für den Export gedacht ist.
Die Greenpeace-Aktivisten verwiesen auf rund 250 Milliarden Euro an Subventionen, mit denen jährlich weltweit Atom-, Öl- und Kohleindustrie unterstützt würden. Das Geld, so die Organisation, solle von den am Gipfel teilnehmenden Ländern lieber in den Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien gesteckt werden.
NGOs tagen schon
Bereits am Freitag war in Johannesburg das Paralleltreffen der regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs) feierlich eröffnet worden. Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki rief Hunderte Aktivisten dazu auf, bei den Regierungen der Welt einen entschlosseneren Kampf gegen Armut, Arbeitslosigkeit und Umweltzerstörung einzufordern. Zu dem NGO-Forum werden 40.000 Teilnehmer in der südafrikanischen Metropole erwartet.
Der Weltgipfel und das erstmals bei einer solchen UN-Veranstaltung parallel organisierte Spitzentreffen der NGOs finden angesichts erwarteter Proteste sowie der zeitlichen Nähe zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt. Aus Protest gegen die Festnahme von 73 Mitgliedern von Südafrikas Landlosen-Bewegung, die gegen die schleppende Umsetzung einer Landreform demonstrierten, gab es bereits erste Boykott-Aufrufe gegen den Gipfel.
Töpfer für kleine Schritte
Angesichts erster skeptischer Stimmen erklärte am Freitag der Chef des UN-Umweltprogramms (UNEP), Klaus Töpfer: "Das Ziel ist keine große Erklärung, sondern konkretes Vorwärtskommen, Schritt für Schritt." Exakte Zeitpläne und deren Überwachung seien wichtig - auch bei industriellen Partnern, die sich dem Ziel nachhaltiger Entwicklung anschließen wollten.
Druck auf Unternehmen
Mehrere Gruppen aus Deutschland wollen auch Konzerne grundsätzlich für den Umweltschutz in die Pflicht nehmen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Amnesty International und die Gruppe Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung (WEED) forderten eine verbindliche internationale Konvention zur Unternehmensverantwortung. Die Firmen sollen verpflichtet werden, über ökologische und soziale Folgen ihrer Tätigkeit öffentlich Bericht zu erstatten. In Streitfällen müssten Betroffene Unternehmen auch in deren Heimatländern verklagen können.
Insgesamt wollen etwa 100 Staats- und Regierungschefs vom 26. August bis zum 4. September am Weltgipfel in Johannesburg teilnehmen. US-Präsident George W. Bush lässt sich von Außenminister Colin Powell vertreten. Bundeskanzler Gerhard Schröder wird am 2. September in der südafrikanischen Stadt erwartet.
Quelle: ntv.de