Politik

Gedenken an Bombennächte Proteste in Dresden

Dresden hat erneut Flagge gegen Rechts gezeigt: Mehrere tausend Menschen protestierten gegen einen Aufmarsch Rechtsextremer aus Anlass der Zerstörung der Stadt zu Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Nora Goldenbogen, sagte bei einem Halt der Demonstration an der neuen Synagoge: "Nazis sollen in Dresden nicht mehr aufmarschieren können." Der amtierende Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) forderte zum Nachdenken darüber auf, "warum wir unsere Vergangenheit nicht loslassen dürfen".

Zu der Aktion "Geh Denken" hatte ein großes bürgerliches Bündnis aufgerufen, um wie in den Vorjahren an die nationalsozialistische Vorgeschichte der Zerstörung Dresdens am 13. und 14. Februar 1945 zu erinnern. Die Veranstalter sprachen von mindestens 6.000 Teilnehmern, das seien mehr als in den vergangenen Jahren gewesen, sagte Dresdens DGB-Chef Ralf Hron. Er wertete es als Erfolg, dass die Rechten nicht wie geplant zur Synagoge ziehen durften, weil sich dort der Demonstrationszug "Geh Denken" aufgehalten hatte.

Zeitgleich bewegte sich ein sogenannter Trauermarsch der rechtsextremistischen "Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland" durch die Innenstadt. Auch dieser hatte laut Polizei mehrere tausend Teilnehmer. Zudem waren mehrere hundert Anhänger der linken Szene in der Stadt unterwegs, darunter auch gewaltbereite Autonome.

Die gesamte Innenstadt wurde seit dem Morgen von Polizisten aus mehreren Bundesländern abgesichert. Sie kontrollierten unter anderem an Bahnhöfen und in Straßenbahnen anreisende Demonstranten. Mehrere Menschen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, weil sie etwa gegen das Vermummungsgebot verstoßen hatten oder verbotene Gegenstände mit sich führten.

Am frühen Abend verhinderte die Polizei ein Aufeinandertreffen von Linksextremisten und Anhängern der Rechten am Postplatz im Stadtzentrum. Gegen ein nicht weit entferntes Geschäft, das Bekleidung der bei Rechtsextremen beliebten Marke "Thor Steinar" verkauft, flogen Steine. Bei der Randale wurde laut Polizei ein Einsatzfahrzeug beschädigt.

Bereits am Morgen hatten mehrere hundert Menschen ihre Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde bekundet, weil der Demonstrationszug der Rechten an der neuen Synagoge vorbeiführen sollte. Jüdische und nichtjüdische Besucher nahmen am Sabbat-Gottesdienst teil. In der vollbesetzten Synagoge dankte Landesrabbiner Salomon Almekias-Siegl den Besuchern und sprach von einem bewegenden Bild, das Hoffnung gebe. Zum Abschluss des Gottesdienstes bekundeten Vertreter anderer Kirchen ihre Verbundenheit mit der rund 750 Mitglieder zählenden Jüdischen Gemeinde.

Quelle: ntv.de

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