Politik

Polizei feuert Tränengas und Gummigeschosse Proteste in Rio enden in Gewalt und Chaos

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In Brasilien gehen erneut Hunderttausende friedlich auf die Straße. Doch in einigen Städten eskaliert die Lage. Vor allem Rio de Janeiro erlebt eine Nacht der Gewalt. In Ribeirão Preto stirbt sogar ein Demonstrant. Ein Ende der Proteste ist nicht in Sicht.

Bei den Massenprotesten gegen soziale Ungerechtigkeit und Korruption in Brasilien ist es in der Nacht zu schweren Ausschreitungen und Straßenschlachten gekommen. In Rio de Janeiro ging die Polizei nach Angaben von Augenzeugen brutal gegen Demonstranten vor und setzte Tränengas, Gummigeschosse und gepanzerte Fahrzeuge ein. Nach Medienberichten gab es mindestens 29 Verletzte.

Laut Augenzeugenberichten ging die Polizei massiv gegen die Demonstranten vor.

Laut Augenzeugenberichten ging die Polizei massiv gegen die Demonstranten vor.

(Foto: AP)

Unter den Demonstranten brach wegen der Zusammenstöße Panik aus. Viele von ihnen versuchten, in umliegende Straßen zu fliehen. Die Polizei feuerte daraufhin Tränengas auch in die Menge der friedlichen Protestler Der TV-Sender Globo zeigte Bilder eines Journalisten, der von einem Gummigeschoss an der Stirn verletzt worden war. Demonstranten setzten zudem ein Auto des Fernsehsendern SBT in Brand.

In Ribeirão Preto, rund 300 Kilometer von São Paulo entfernt, wurde ein 18-Jähriger an einer Barrikade von einem Auto überfahren, wie die Zeitungen "Folha de São Paulo" und "Estado de São Paulo" berichteten.

"Der Fußball steht über den Rechten"

Die Behörden hatten zuvor die Preiserhöhungen beim öffentlichen Nahverkehr zurückgenommen, an denen sich die Proteste entzündet hatten. Die schon seit Wochen anhaltenden Demonstrationen richten sich gegen hohe Ausgaben für die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Sommerspiele 2016, aber auch gegen hohe Inflation und Steuern, gegen Korruption und die öffentlichen Dienstleistungen von Schulen über Krankenhäuser bis hin zur Infrastruktur und der Polizei.

Auf Plakaten forderten die Teilnehmer der Kundgebung "Kommt, kämpft für mehr Veränderung" und fragten "Der Fußball steht über den Rechten - warum, Dilma?". In Rio zog der gigantische Protestzug durchs Zentrum bis zum Amtssitz des Bürgermeisters. Warum die Spezialeinheiten der Polizei so massiv gegen die Demonstranten vorgingen, war zunächst noch unklar.

Die Polizei gab zunächst keine eigene Schätzung zur Teilnehmerzahl der Demonstration an. Im Kurzbotschaftendienst Twitter verbreitete sie aber die Aussage eines Sicherheitsexperten, wonach 300.000 Menschen auf den Straßen Rios versammelt waren. Insgesamt weiteten sich die Demonstrationen landesweit aus. In der Hauptstadt Brasília nahmen etwa 25.000 Menschen teil, in São Paulo und Recife jeweils 50.000, in Salvador da Bahia waren es 20.000. Auch in Salvador kam es zu einzelnen Ausschreitungen.

Rousseff sagt Reise ab

Unter dem Eindruck der Massenproteste sagte die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff eine für Ende Juni geplante Japan-Reise ab. "Sie hat entschieden, wegen der aktuellen Ereignisse in Brasilien zu bleiben", teilte Rousseffs Pressestelle mit. Die Staatschefin wollte eigentlich vom 26. bis zum 28. Juni nach Japan reisen und dort unter anderem Ministerpräsident Shinzo Abe und Kaiser Akihito treffen. Auch ein für diesen Freitag geplanter Termin in der brasilianischen Stadt Salvador wurde abgesagt.

Für Donnerstag sind Kundgebungen auch in den Metropolen Rio de Janeiro und São Paulo, in der Hauptstadt Brasília sowie in mindestens 80 weiteren Städten im ganzen Land geplant. In den sozialen Netzwerken meldeten sich rund eine Million Menschen zur Teilnahme an den Protesten an.

Quelle: ntv.de, cro/AFP/dpa/rts

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