Ausschreitungen in Belgrad Proteste pro Karadzic
29.07.2008, 20:47 UhrAm Rande der Symphathie-Kundgebung für den wegen Kriegsverbrechen angeklagten ehemaligen Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, ist es am Abend in Belgrad zu schweren Ausschreitungen gekommen. Einige Hundert meistens jugendliche Karadzic-Anhänger lieferten sich Straßenschlachten mit der Bereitschaftspolizei in der Innenstadt. Laut örtlichen Fernsehberichten wurden mehr als 20 Menschen verletzt.
Die Randalierer bewarfen die Polizisten mit Steinen, Metallröhren und großen Feuerwerkskörpern. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse gegen die Demonstranten ein. In der Unfallklinik wurden mehr als 20 Verletzte, davon neun Polizisten, versorgt, berichtete das öffentlich-rechtliche Fernsehen RTS.
Die Demonstranten zerschlugen zahlreiche Schaufenster und errichteten Barrikaden. Etwa 3500 Polizisten sind in Belgrad im Einsatz. Sie bewachen Regierungsgebäude und ausländische Botschaften. Zu der Kundgebung unter dem Motto "Freiheit für Serbien" hatten extrem-nationalistische Parteien aufgerufen.
Bosnische Serben verurteilt
Zuvor hatte in Sarajewo (Bosnien-Herzegowina) ein Kriegsverbrechergericht sieben bosnische Serben für ihre Beteiligung am Massaker von Srebrenica zu Haftstrafen zwischen 38 und 42 Jahren verurteilt. Die Angeklagten hätten 1995 Hunderte bosnische Muslime in der damaligen UN-Schutzzone ermordet, befand das Gericht. Das Urteil ist das bislang erste eines Gerichts in Bosnien-Herzegowina wegen der Kriegsverbrechen in Srebrenica.
Die Bestimmung der genauen Zahl der an nur einem einzigen Tag, dem 13. Juli 1995, getöteten Menschen bezeichnete das Gericht als unmöglich. Einige der Serben sollen mit Maschinengewehren auf ihre muslimischen Gefangenen gefeuert haben, ein weiterer soll sie mit Handgranaten beworfen haben.
Massaker von Srebrenica
Srebrenica war am 11. Juli 1995 von Truppen des früheren bosnischen Serbenführers Karadzic unter der Führung von General Ratko Mladic eingenommen. Im Verlauf der nachfolgenden Woche waren etwa 8000 Menschen, die zum Teil versucht hatten, durch die umliegenden Wälder zu entkommen, gejagt und umgebracht worden. Ihre Leichen wurden zunächst in Massengräbern verscharrt, kurz darauf aber mit Hilfe von Bulldozern wieder ausgegraben, um den Massenmord zu verschleiern. Überreste waren auf mehrere Gräber verteilt worden. Eine Identifikation der Opfer war deshalb nur schwer möglich.
Mladic weiter auf der Flucht
Als Hauptverantwortlicher für das Massaker soll sich Karadzic bald vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verantworten. Er war vergangene Woche in Serbien festgenommen worden. Über seine Auslieferung muss ein serbisches Gericht entscheiden. Mladic befindet sich immer noch auf der Flucht und wird ebenfalls in Serbien vermutet.
Quelle: ntv.de