Kein KGB-Mann Putin benennt Kronprinz
10.12.2007, 12:32 UhrDer russische Präsident Wladimir Putin hat die Katze aus dem Sack gelassen: Sein Nachfolger wird Dmitri Medwedew, bislang stellvertretender Ministerpräsident.
Offiziell sagte Putin, er "befürworte" die Nominierung Medwedews durch die beiden Kreml-Parteien sowie zwei weitere, nicht in der Duma-vertretene Parteien "voll und ganz". Mit der Kandidatur des 42-jährigen Juristen habe man die Chance auf Stabilität nach den Wahlen und auf eine Fortsetzung des Kurses der vergangenen acht Jahre, sagte Putin.
Was aus ihm selbst nach Ende seiner zweiten und gemäß Verfassung letzten Amtszeit wird, ließ Putin auch am Montag offen. In ersten Reaktionen taten systemtreue Politiker so, als sei die Wahl von Medwedew bereits gelaufen. Dabei schlossen Experten nicht aus, dass Putin noch einem weiteren Kandidaten seine Unterstützung zusichern könnte - denn Putin ist schließlich immer für unerwartete Entscheidungen gut.
Keine anti-westlichen Parolen
Der als liberal geltende Medwedew ist auch Aufsichtsratsvorsitzender des staatlichen Gasmonopolisten Gazprom. Anders als der ebenfalls lange als Nachfolger gehandelte Vizeregierungschef Sergej Iwanow profilierte sich Medwedew bislang nicht mit antiwestlichen Parolen. Der frühere Chef der Kremlverwaltung ist einer der wenigen in Putins Umfeld, der keine Karriere im Geheimdienst vorweisen kann.
Der Parteichef der Kremlpartei Geeintes Russland, Boris Gryslow, lobte Medwedew als "äußerst sozial orientierten Kandidaten", der in der Vergangenheit sehr gute Arbeit geleistet habe. Sergej Mironow, Vorsitzender der kleineren Kremlpartei Gerechtes Russland, sagte: "Für mich war wichtig, dass er einer der engsten Kampfgenossen Putins ist." Bisher haben mehr als 60 Prozent der Bevölkerung in Umfragen angegeben, am 2. März jenen Kandidaten zu wählen, den Putin unterstützt.
Medwedew, der am 17. Dezember auf einem Parteitag von Geeintes Russland offiziell nominiert werden soll, äußerte sich am Montag nur kurz zu seiner Kandidatur. Konsultationen mit den Parteiführern seien bisher positiv verlaufen und würden auch an diesem Dienstag fortgesetzt, sagte Medwedew.
"Das Nachfolger-System"
Die russische Opposition, die sich nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten für die Wahl einigen konnte, reagierte unbeeindruckt auf die Nominierung des Putin-Vertrauten. "Der Name hat für uns keine Bedeutung", sagte der Vorsitzende der prowestlichen Partei Union Rechter Kräfte (SPS), Nikita Belych. "Für uns ist das Nachfolger-System an sich untragbar." Der Oppositionspolitiker und Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow erklärte, die Präsidentenwahl sei nun Formalie geworden. "Medwedew ist als Garant für Kontinuität ausgewählt worden, um über Putins Strategie und Erbe zu wachen", sagte die Politologin Lidia Schewzowa.
Medwedew hatte seine politische Karriere unter Putin in der St. Petersburger Stadtverwaltung begonnen. Als sein Chef Präsident wurde, wechselte Medwedew in die Präsidialverwaltung. Nach seiner Ernennung zum Vizeregierungschef im Jahr 2005 mehrten sich Gerüchte, der Politiker könnte von Putin zu seinem Nachfolger auserkoren werden. Bisher war unter anderem darüber spekuliert worden, der 66 Jahre alte Ministerpräsident Viktor Subkow könnte Präsident werden, um vorzeitig abzutreten und Putin so eine Rückkehr in den Kreml zu ermöglichen.
Quelle: ntv.de