Politik

Tschetschenen-Präsident tot Putin kündigt Rache an

Der russische Präsident Wladimir Putin hat Vergeltung für das Attentat im tschetschenischen Grosny angekündigt, bei dem am Sonntag der Moskau-treue Präsident Achmat Kadyrow getötet worden war. Der Anschlag richtete sich gegen die gesamte Führung der russischen Teilrepublik. Während einer Militärparade in einem Stadion in Grosny zum "Tag des Sieges" der Sowjetarmee im Zweiten Weltkrieg detonierte eine Landmine. Nach jüngsten offiziellen Angaben starben insgesamt sechs Menschen. 56 Menschen sollen verletzt worden sein.

Im Kreml gibt es nach dem Anschlag offenbar Pläne, die abtrünnige Republik direkt dem russischen Präsidenten zu unterstellen.

Neben Kadyrow seien zwei seiner Leibwächter sowie der Vorsitzende des tschetschenischen Staatsrates, Hussein Issajew, ein Journalist und ein achtjähriges Mädchen getötet worden, sagte der Präsidialbevollmächtigte für Südrussland, Wladimir Jakowlew, nach seiner Ankunft in Grosny. Der Kommandeur der russischen Truppen in Tschetschenien, General Waleri Baranow, musste notoperiert werden. Die Bombe habe ihm einen Fuß abgerissen.

Ein tschetschenischer Minister machte die Rebellenführer Aslan Maschadow und Schamil Bassajew für den Anschlag verantwortlich. "Nur sie bringen es fertig, eine Bombe an einem solchen Feiertag zu zünden", sagte der Nationalitätenminister Taus Dschabrailow.

Die Rebellen hatten in den vergangenen Jahren mehrfach Attentate auf ihren früheren Kampfgenossen Kadyrow verübt, der sich im zweiten Krieg um Tschetschenien auf die Seite Moskaus gestellt hatte.

"Er starb unbesiegt"

Vor Kriegsveteranen sagte Putin, wie im Zweiten Weltkrieg werde auch jetzt die Gerechtigkeit triumphieren. "Unausweichlich wird die Vergeltung die Terroristen treffen, gegen die wir heute kämpfen", sagte er. "Kadyrow starb an unserem nationalen Feiertag am 9. Mai, aber er starb unbesiegt", sagte Putin dessen Sohn Ramsan Kadyrow bei einem Treffen im Kreml.

Übergangsweise setzte Putin den tschetschenischen Regierungschef Sergej Abramow als Oberhaupt der Teilrepublik ein. Dieser solle bis zum 9. September Neuwahlen in Tschetschenien organisieren, sagte Putin. Andere russische Politiker forderten den Kreml-Chef auf, Tschetschenien direkt seiner Herrschaft zu unterstellen.

Chaotische Nachrichtenlage nach Anschlag

Die Bombe explodierte unter der Ehrentribüne des Fußballstadions in Grosny. Putin nahm zu dieser Zeit in Moskau eine Militärparade auf dem Roten Platz ab. Sicherheitskräfte durchkämmten Grosny nach den möglichen Attentätern und nahmen fünf Verdächtige fest.

Über das Schicksal Kadyrows hatte stundenlang völlige Unklarheit geherrscht. Die Nachrichtenagenturen Interfax und Itar-Tass gaben widersprüchliche Meldungen heraus. Danach waren Kadyrow und der Kommandeur der russischen Streitkräfte in Tschetschenien, General Waleri Baranow, mal tot, mal schwer verletzt. Zeitweise war Kadyrow nicht einmal verletzt.

Bereits vor zwei Jahren hatte ein Bombenanschlag den "Tag des Sieges" in Russland überschattet. Am 9. Mai 2002 waren in der Stadt Kaspijsk in der nordkaukasischen Teilrepublik Dagestan mehr als 40 Menschen getötet worden.

Quelle: ntv.de

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