Politik

Raketenabwehr in Türkei Putin präzisiert Vorschläge

Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Freitag seine überraschenden Vorschläge für eine Zusammenarbeit mit den USA bei der Raketenabwehr präzisiert. Die USA könnten mögliche Abwehrsysteme zum Beispiel bei ihren südlichen Verbündeten wie der Türkei stationieren, sagte Putin zum Abschluss des G8-Gipfels in Heiligendamm. Nach dem überraschenden Vorschlag Putins an die USA, bei der Raketenabwehr zusammenzuarbeiten, war am Vortag zunächst unklar geblieben, wo Abschussanlagen stationiert werden könnten und wer sie betreiben würde. Erster Schritt der Kooperation soll eine gemeinsame Nutzung einer Radaranlage in Irans Nachbarland Aserbaidschan sein.

Vorteil aus dem Irak-Krieg

Als weiteren möglichen Stationierungsort für die Raketenabwehranlagen nannte Putin den Irak. "Wofür hat man sonst Krieg geführt", ließ er zugleich eine Spitze in Richtung der Amerikaner hören. Außerdem könnten die Abschussanlagen auch mobil stationiert werden. Putin bekräftigte, dass eine Raketenabwehr aus Moskauer Sicht erst aufgebaut werden sollte, falls der Iran tatsächlich Raketen mit einer Reichweite von 4500 bis 5000 Kilometer testet. Russland wäre auch bereit, die mehr als 20 Jahre alte Radarstation Gabala zu modernisieren -wofür er derzeit allerdings keine Notwendigkeit sehe. Die Amerikaner würden direkten Zugang zu allen Informationen der Radaranlagen bekommen.

Nein zum Raketenschild in Europa

Zugleich betonte der Kremlchef, dass Russland den Aufbau eines Raketenschildes in Europa nach wie vor kategorisch ablehne. "Wir sind überzeugt, dass es der Sicherheit Russlands und seiner Bürger schaden würde", betonte Putin. Die Grundlage für den Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg sei das Kräftegleichgewicht gewesen. "Wenn eine Seite in der Illusion lebt, dass sie vor einem Vergeltungsschlag sicher wäre, wächst die Aggressivität." Die Regierungen in Prag und Warschau reagierten zurückhaltend auf den Vorschlag.

Das Auswärtige Amt in Berlin wertete das Angebot als "Signal des Dialogs und der Entspannung". "Der Vorschlag verdient eine sorgfältige Prüfung", sagte ein Sprecher.

Ajatollah gibt sich friedlich

Ein hochrangiger iranischer Geistlicher erklärte unterdessen, iranische Raketen würden niemals gegen Europa gerichtet sein. "Warum sollten wir einen Kontinent bedrohen, mit dem wir gute politische und Handelsbeziehungen haben?" sagte Ajatollah Emami-Kaschani beim Freitagsgebet in der Hauptstadt Teheran. Solche Vorwürfe seien "absurd". Sowohl der Glaube als auch der Verstand der Iraner würden einen solchen Schritt verbieten, sagte der Ajatollah. Zudem sei sein Land technisch nicht in der Lage, Raketen auf Europa abzuschießen.

Quelle: ntv.de

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