Verfolgtes Volk Putin verbannt Tatarenführer von der Krim
22.04.2014, 11:29 Uhr
Stalin deportierte sie nach Zentralasien, unter Gorbatschow konnten sie zurück in die Heimat: die Krimtataren. Mustafa Dschemilew erlebte diese Geschichte am eigenen Leib.
(Foto: REUTERS)
Zu Sowjetzeiten wurden sie als "Nazi-Kollaborateure" verfolgt. Aufgrund ihrer Historie haben die Krim-Tataren keine guten Erinnerungen an Moskau. Die Angliederung der Schwarzmeerinsel an Russland lehnten sie ab. Ihr Anführer bekommt nun die Quittung.
Der Anführer der Krimtataren, Mustafa Dschemilew, darf in den kommenden fünf Jahren nicht in seine Heimat zurückkehren. Russland habe ihm den Zugang zu der Schwarzmeerhalbinsel untersagt, teilte die Tataren-Versammlung Medschlis mit. Dschemilew verließ das im März von Russland annektierte Gebiet den Angaben zufolge, um in die ukrainische Hauptstadt Kiew zu reisen. An der Grenze sei ihm ein Dokument ausgehändigt worden, wonach er bis zum 19. April 2019 nicht mehr in die Russische Föderation einreisen darf, erklärte die Sprecherin Lilija Muslimowa.
Von den rund zwei Millionen Bewohnern der Krim, die mehrheitlich russische Wurzeln haben, gehören schätzungsweise 300.000 dem muslimischen Turkvolk der Tataren an. Unter Diktator Josef Stalin wurden sie als "Nazi-Kollaborateure" verfolgt und zwangsumgesiedelt. Erst zum Ende der Sowjetunion durften sie in ihre Heimat zurückkehren. Am Montag unterzeichnete Russlands Staatschef Wladimir Putin ein Dekret zur vollständigen Rehabilitierung der Tataren.
Anfang April hatte sich Putin für die vollständige Rehabilitierung der Tataren als "Opfer Stalins" ausgesprochen. Er werde dafür sorgen, dass alle offenen Fragen angegangen würden, sagte Putin in einem vom Fernsehen übertragenen Gespräch mit dem Präsidenten der autonomen russischen Republik Tatarstan, Rustam Minnichanow. Gleichzeitig versprach er Investitionen in die "soziale Infrastruktur" für die Krimtataren, etwa in Schulen und Kindergärten.
Die Angliederung der Krim an Russland hatten die Tataren aufgrund ihrer historischen Erfahrung vehement abgelehnt. Das Referendum über die Loslösung der Schwarzmeerhalbinsel von der Ukraine Mitte März boykottierten die meisten Tataren.
Quelle: ntv.de, dsi/AFP