Gennadi Janajew hatte Krebs Putschisten-Chef gestorben
24.09.2010, 16:36 Uhr19 Jahre nach einem Putsch gegen den sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow ist der damalige Anführer der Verschwörer, Gennadi Janajew, tot. Janajew, damals Vizepräsident der Sowjetunion, stirbt im Alter von 73 Jahren in einem Moskauer Krankenhaus an Krebs.
Gennadi Janajew, einer der Putschisten gegen den letzten sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, ist tot. Der 73-Jährige sei nach langer schwerer Krankheit gestorben, sagte der ehemalige russische Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow dem Sender Moskauer Echo. Nach Angaben russischer Zeitungen litt er an Lungenkrebs. Janajew war Gorbatschows Vize. Während des Putsches im August 1991 stand er für drei Tage als Interimspräsident einem "Notstandskomitee" aus Altkommunisten vor, das sich gegen die Perestroika-Politik Gorbatschows wandte.
Während Gorbatschows Urlaub auf der Krim meldete die staatliche Nachrichtenagentur TASS am 19. August 1991, der Staatschef sei schwer krank und müsse sein Amt niederlegen. Zum Interimspräsidenten sei Janajew ernannt worden. Die Putschisten, unter ihnen der damalige Verteidigungsminister Dmitri Jasow und KGB-Chef Wladimir Krjutschkow, riefen den Notstand aus und ließen Panzer in der Hauptstadt auffahren.
Der damalige Präsident der russischen Republik und spätere Staatschef Boris Jelzin führte den Widerstand gegen die Putschisten an. Auf einem Panzer stehend rief er die Bürger zum zivilen Ungehorsam auf, Zehntausende folgten seinem Ruf, auch ein Großteil der Armee verweigerte sich den Putschisten. Als am 21. August drei junge Menschen unter Panzer gerieten und starben, markierte dies das Ende des Putsches. Die Verschwörer wurden festgenommen, nach ein paar Jahren in Haft aber wieder amnestiert. Wenige Monate nach dem Putsch brach die Sowjetunion zusammen.
Gorbatschow hält sich zurück
Vor zwei Jahren sagte Janajew in einem Interview, er habe selbst erst am Vortag von dem geplanten Putsch erfahren. Seine Hände hätten gezittert, als er der Welt mitteilte, dass Gorbatschow angeblich schwerkrank sei und er deshalb die Führung des Landes übernehme: "Da saß ich vor Millionen sowjetischen Menschen, vor der ganzen Welt, und konnte nicht einmal auf die Frage antworten, an welcher Krankheit der Präsident denn leidet - ich konnte gar nichts sagen."
Wie sehr der Coup noch heute das Land spaltet, zeigten die Reaktionen auf Janajews Tod. Gorbatschows Sprecher Wladimir Pojakow sagte, der letzte sowjetische Staatschef werde sich zu Janajews Tod sicher nicht äußern, schließlich habe dieser ihn "verraten". Gorbatschow hatte noch kurz vor dem Putsch seinen Vize als prinzipientreuen Verfechter seiner Reformpolitik bezeichnet.
Nach Auffassung des damaligen Reformers Chasbulatow war Janajew "kein aktiver Verschwörer, doch mindert das nicht seinen Fehler". Dennoch sprach er den Verwandten seines ehemaligen Gegners sein Beileid aus. Der russische Ultra-Nationalist Wladimir Schirinowski zählte Janajew zu den "Funktionären, die alles taten, um die Sowjetunion zur Supermacht zu machen".
KP-Chef Gennadi Sjuganow sagte, Janajew habe ein "interessantes, würdiges und kompliziertes Leben" geführt: "Er verstand besser als die meisten, wohin Gorbatschow und seine Bande das Land führen würden", sagte er. Sjuganow bedauerte, dass die Putschisten damals nicht "entschlossener" gewesen seien.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa