Gedenken an irische Freiheitskämpfer Queen ehrt Republikaner
17.05.2011, 20:33 UhrDublin ist nur eine gute Flugstunde von London entfernt - doch in ihrer fast 60-jährigen Regentschaft hat die Queen noch nie Irland besucht. Jetzt hat sie den historischen Schritt getan. Der Besuch ist von Gesten und Symbolen bestimmt. Etwa der Kranzniederlegung an einem Denkmal für irische Nationalisten.
Die britische Königin Elizabeth II. ist zu ihrem als historisch bewerteten ersten Besuch in der Republik Irland eingetroffen. Dabei gab es Stunden vor der Ankunft der Queen große Aufregung - in einem Bus in der Nähe der irischen Hauptstadt Dublin wurde ein Sprengsatz entdeckt und entschärft. Das britische Außenministerium betonte kurz darauf, die Visite werde wie geplant stattfinden. Es ist der erste Besuch eines britischen Monarchen in der Republik Irland seit deren Unabhängigkeit von Großbritannien, die sich seit den 1920er Jahren schrittweise vollzog.
Zu Beginn ihrer viertägigen Reise traf die Queen in Dublin mit der irischen Präsidentin Mary McAleese und Premierminister Enda Kerry zusammen. Symbolisch pflanzte sie einen Baum. Die Queen wurde von ihrem Mann, Prinz Philip, begleitet, dessen Onkel 1979 von irischen Extremisten umgebracht wurde. Gesten und Symbole spielen bei dem Besuch eine große Rolle: Elizabeth trug die Symbolfarbe Irlands, smaragdgrün. Am Amtssitz der Präsidentin wurde auch die britische Hymne "God Save The Queen" gespielt.
100 republikanische Demonstranten
Der wichtigste symbolische Moment kam, als die Queen einen Kranz an einer Gedenkstätte für irische Freiheitskämpfer in Dublin niederlegte. Die Monarchin trat einen Schritt zurück und verneigte sich vor dem Denkmal. Der Erinnerungsgarten in Dublin gilt als nationales Heiligtum. Auch hier wurde die Hymne "God Save The Queen" gespielt. Kommentatoren feierten den Moment als historisch. Vor den Toren des Gartens hatten sich republikanische Demonstranten versammelt, deren Zahl auf weniger als 100 geschätzt wurde. Sie entzündeten Feuerwerkskörper und warfen Flaschen. Die Polizei hielt sie unter Kontrolle.
Zum Besuch der Queen wurden die umfangreichsten Sicherheitsmaßnahmen in der Geschichte Irlands getroffen. Aus durch nordirische Terroristen sind rund 6000 Polizisten und Soldaten im Einsatz, die auch im Stadtzentrum Dublins patrouillierten. Straßen waren kilometerweit abgesperrt. Tausende Gullydeckel wurden versiegelt und verdächtige Dissidenten in Gewahrsam genommen. In der nordirischen Stadt Belfast wurde das größte Einkaufszentrum nach einem Bombenalarm geräumt.
Im Laufe des ersten Besuchstages gab es nach Angaben der Polizei mehrere Notrufe, die sich meist als harmlos erwiesen. Unter anderem wurde eine Bombenattrappe gefunden. Ein selbst gebauter Sprengsatz wurde bereits am Montagabend in einem Bus gefunden, der Richtung Dublin unterwegs war. Soldaten sprengten ihn in der Ortschaft Maynooth, etwa 25 Kilometer außerhalb der Hauptstadt. Zuvor hatte es eine telefonische Warnung bei der Polizei gegeben. Als Bombenleger werden militante Nationalisten vermutet.
Im gepanzerten Land Rover unterwegs
Irland gehörte jahrhundertelang zum Vereinigten Königreich, sagte sich aber seit Anfang der 1920er Jahre Schritt für Schritt in die Unabhängigkeit los. Jahrzehntelang tobten in Nordirland, das weiterhin zu Großbritannien gehört, blutige Kämpfe. Auch heute gibt es in den nordirischen Provinzen immer wieder Auseinandersetzungen zwischen pro-britischen Protestanten und Katholiken, die das Land als Teil der Republik Irland betrachten.
Auf dem Programm der Monarchin stehen in den kommenden Tagen noch mehrere symbolische Besuche, unter anderem in einem Stadion in Dublin, in dem beim ersten "Bloody Sunday" 1920 rund 30 Menschen beider Seiten bei Kämpfen starben. Unters Volk wird sich die Königin aber nicht mischen. Schaulustige werden allenfalls einen kurzen Blick auf das Königspaar werfen können, das in einem aus Nordirland herangeschafften gepanzerten Land Rover unterwegs ist.
"Ich finde, dies ist ein herausragender Moment in der irischen Geschichte", sagte McAleese in einem Interview des irischen Senders RTE zum Queen-Besuch. Er stehe auch für den Erfolg des Friedensprozesses in Nordirland. Der britische Premierminister David Cameron nannte die Reise einen "historischen Moment". Er sei eine gute Gelegenheit für die Menschen in Großbritannien und Irland, sich daran zu erinnern, wie viel die beiden Nationen gemeinsam hätten.
Während sich viele Iren als stolze Republikaner sehen, gibt es ein großes Interesse an Klatsch und Tratsch aus dem britischen Königshaus. Während der Fernsehübertragung der Hochzeit von Prinz William und Catherine Middleton Ende April wirkten viele Straßen wie ausgestorben. Auch weil Iren über Generationen in das Nachbarland auswanderten, gibt es inzwischen enge Verbindungen zwischen den einstigen Feinden.
Quelle: ntv.de, dpa/rts