Politik

Religiöse Ausschreitungen in Libyen Radikale zerstören Heiligtümer

Die Fundamentalisten zerstörten Heiligtümer mit schwerem Gerät.

Die Fundamentalisten zerstörten Heiligtümer mit schwerem Gerät.

(Foto: REUTERS)

In Libyen zerstören radikale Salafisten mehrere heilige Grabstätten. Vizeregierungschef Schagur ließ verlauten, die Täter müssten für diese "Verbrechen" zur Rechenschaft gezogen werden und beschuldigte das Verteidigungs- und Innenministerium, nicht genügend Schutzmaßnahmen ergriffen zu haben.

In der Hauptstadt Tripolis zerstörten Islamisten mit einem Bagger das Mausoleum von Al-Schaab al-Dahman und entweihten dessen Grab. Zeugenangaben zufolge wurde zudem in Misrata, rund 200 Kilometer östlich von Tripolis, das Mausoleum von Scheich Ahmed al-Sarruk zerstört. Radikale Strömungen im Islam lehnen die Anbetung anderer Heiliger neben dem Propheten Mohammed ab.

Ein Grab bleibt leer zurück: Radikale Islamisten zerstörten eine Moschee der sufistischen Tradition in Tripolis.

Ein Grab bleibt leer zurück: Radikale Islamisten zerstörten eine Moschee der sufistischen Tradition in Tripolis.

(Foto: REUTERS)

Fundamentalisten hatten zuvor bereits im 160 Kilometer östlich der Hauptstadt gelegenen Sliten ein Heiligtum gesprengt. Dabei wurde das Mausoleum des Sufi-Theologen Scheich Abdessalem al-Asmar zerstört. Sicherheitskreisen zufolge waren auch eine Bibliothek und eine Universität mit dem Namen des Gelehrten Ziele von Angriffen und Plünderungen.

Verantwortliche zur Rede gestellt

Der Präsident der Nationalversammlung, Mohammed al-Megarjef, warf der Regierung vor, die "durch das Gesetz und die Scharia" verbotenen Gewalttaten nicht verhindert zu haben. Der Regierungschef, die Minister für Verteidigung und Inneres sowie zahlreiche andere Verantwortliche seien einbestellt worden, um der Nationalversammlung Rede und Antwort zu stehen.

Vizeregierungschef Schagur twitterte, Verteidigungs- und Innenministerium seien trotz Aufforderung ihrer Pflicht nicht nachgekommen, die heiligen Grabstätten zu schützen. Verteidigungsminister Osama Dschuili und Innenminister Fausi Abdelali stehen seit geraumer Zeit in der Kritik, nicht entschieden genug gegen Gewalt in Libyen vorzugehen.

Innenminister Abdelali zog die Konsequenzen aus den Vorkommnissen und trat zurück. Er habe seinen Rücktritt eingereicht, um gegen die Kritik von Parlamentsabgeordneten zu protestieren, erklärte ein Sprecher. Zudem wolle er die "Revolutionäre verteidigen", die den größten Teil der Sicherheitskräfte in dem Land stellen.

Zwei Menschen getötet

In Tripolis waren vor einer Woche bei einem Doppelanschlag zwei Menschen getötet worden. Die westliche Region Sliten ist seit Donnerstag Schauplatz heftiger Stammeskämpfe, bei denen nach Behördenangaben bisher mindestens drei Menschen getötet wurden.

Seit dem Sturz des früheren Machthabers Muammar al-Gaddafi im Oktober gab es in Libyen mehrfach tödliche Zusammenstöße zwischen Stämmen. Dabei ging es meist um alte Fehden oder um die Kontrolle von Schmuggelrouten. Die neue Staatsführung ist dagegen wenig gefestigt, was zum Wiederaufflammen der Gewalt in Libyen in jüngster Zeit beitrug.

Quelle: ntv.de, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen