Politik

Zweifel an Taliban-Täter Rätselraten um Deutsche

Der Nervenkrieg um zwei in Afghanistan verschleppte Deutsche dauert weiter an. Zwei Tage nach ihrer Entführung drohten radikal-islamische Taliban mit der Ermordung der Männer, sollten die in Afghanistan stationierten rund 3000 deutschen Soldaten nicht abgezogen werden.

Doch die Bundesregierung bezweifelt auch nach der Morddrohung, dass sich die in Afghanistan verschleppten Deutschen in der Hand der radikalen Islamisten befinden. "Wir haben auch die jüngsten Äußerungen des so genannten Sprechers der Taliban zur Kenntnis genommen", erklärte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger, in Berlin. "Ich halte fest: Bislang haben wir keine belastbaren Hinweise, dass die beiden entführten Deutschen in der Gewalt der Taliban sind."

Ultimativ forderte hatte ein Taliban-Sprecher namens Jussif Ahmadi die Bundesregierung und die Führung in Kabul aufgefordert, bis Samstagmittag 12.00 Uhr Ortszeit (0930 MESZ) Kontakt aufzunehmen. Ein anderer Taliban, der als der eigentliche Sprecher der Kämpfer gilt, hatte dagegen zuvor erklärt, die Deutschen befänden sich nicht in der Hand der Islamisten.

"Der Krisenstab ist nicht zum ersten Mal mit widersprüchlichen Ankündigungen dieser Art konfrontiert" erklärte Jäger. Der Krisenstab im Ministerium arbeite weiter eng mit der afghanischen Regierung zusammen, um die Freilassung der Geiseln zu erreichen. Die afghanischen Behörden suchten nach eigenen Angaben in Ghasni und in der Provinz Wardak nach den Verschleppten.

Widersprüchliche Angaben

Noch am Vormittag hatte der andere Taliban-Sprecher, Sabiullah Mudschahid, erklärt, die Deutschen seien nicht in der Gewalt der Islamisten. Die beiden Bundesbürger, die am Dienstag in der südöstlichen Provinz Ghasni gut 120 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kabul zusammen mit fünf afghanischen Begleitern verschleppt worden waren, sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes bei einem in Kabul ansässigen Unternehmen tätig. Nach Informationen der ARD handelt es sich bei ihnen um Bauingenieure, die Bau- und Entwicklungsprojekte im Auftrag der UN betreuten.

Jung: Lassen uns nicht erpressen

Die Bundesregierung will sich von den Entführern nicht erpressen lassen und den Einsatz am Hindukusch fortsetzen. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte Reuters TV in Berlin, die Bundeswehr dürfe sich "von derartigen terroristischen Aktivitäten" nicht vom richtigen Weg abbringen lassen. Deutschland wolle bei friedlichen und stabilen Entwicklung in Afghanistan mithelfen. "Diesen Beitrag werden wir auch weiter fortsetzen", sagte der CDU-Politiker. Der Einsatz sei risikobehaftet, diene aber der deutschen Sicherheit. Ziel sei es, Gefahren zu beseitigen, wo sie entstehen.

Zuletzt war Anfang Juli ein Deutscher nach einer Woche in der Hand von Geiselnehmern freigekommen. Im Oktober 2006 waren im relativ sicheren Norden Afghanistans zwei deutsche Journalisten ermordet worden. Derzeit sind in dem Land mehr als 3000 Bundeswehrsoldaten im Einsatz. Die jüngste Entführung ereignete sich außerhalb des Kommandobereichs der Bundeswehr.

Auch Koreaner verschleppt

Kämpfer der Taliban entführten offiziellen Angaben zufolge auch 23 koreanische Christen aus einem Reisebus, die als Freiwillige in Afghanistan Entwicklungshilfe leisten wollten. Unter den Verschleppten seien auch 18 Frauen. Der Bus sei auf dem Weg von Kabul nach Kandahar überfallen worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.

Die Regierung in Seoul erhielt ein ähnliches Ultimatum von einem Taliban-Sprecher, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Auch von Südkorea forderten die Taliban den Abzug der rund 210 südkoreanischen Soldaten aus Afghanistan.

Quelle: ntv.de

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