Politik

Einschlag bei US-Botschaft Raketen auf Kabul

Gut zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl in Kabul ist die afghanische Hauptstadt mit acht Raketen beschossen worden.

Schäden an einem Wohnhaus in der Nähe der US-Botschaft in Kabul.

Schäden an einem Wohnhaus in der Nähe der US-Botschaft in Kabul.

(Foto: REUTERS)

Der afghanische Sender Tolo TV meldete, zwei Menschen  - ein Kind und ein Mann - seien verletzt worden. Niemand sei getötet worden. Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira berichtete, mindestens eine Rakete sei in der Nähe der US-Botschaft in der Stadtmitte eingeschlagen. Auf Fernsehbildern waren Häuser mit zerstörten Fensterscheiben zu sehen.

Auch deutsche Botschaft in dem Viertel

Ein afghanischer Mann zeigt Raketen-Splitter, die sein Haus getroffen haben.l

Ein afghanischer Mann zeigt Raketen-Splitter, die sein Haus getroffen haben.l

(Foto: AP)

In dem Viertel Wasir Akbar Chan haben mehrere Botschaften, darunter die deutsche, britische und französische, sowie das Hauptquartier der von der NATO geführten internationalen Truppe ISAF und die Mission der vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) ihren Sitz.

Dem Innenministerium zufolge schlugen die Raketen in verschiedenen Stadtvierteln ein. Eine neunte Rakete sei am Abschussort nordöstlich Kabuls von der Polizei entdeckt und entschärft worden. "Dies war ein verstörender Angriff, und wir werden ihn untersuchen", sagte Ministeriumssprecher Samarai Baschari. "Wir haben erwartet, dass die Feinde vor den Wahlen Anschläge verüben würden, um den Wahlprozess zu stören." Sie würden damit keinen Erfolg haben.

Die radikal-islamischen Taliban haben zum Boykott der Präsidentschafswahl am 20. August aufgerufen. Der Beschuss heute war der schwerste Raketenangriff auf Kabul seit Jahren. Raketen landeten den Angaben zufolge zudem in der Nähe des Internationalen Flughafens, im Zentrum sowie am Rande der Stadt, wo sich weitere Militärbasen befinden.

Kaum zielgenaue Raketen

Auch vor der Präsidentschaftswahl 2004 hatten die Taliban mehrere Raketenangriffe auf die Hauptstadt verübt. Diese Angriffe waren in den vergangenen Jahren aber abgeflaut. Die Aufständischen verwenden in der Regel 107-Millimeter-Raketen, die verhältnismäßig klein und kaum zielgenau sind. Sie richten meist keine großen Schäden an und dienen vor allem der psychologischen Einschüchterung.

Während des Bürgerkrieges in den 90er Jahren hatten die verschiedenen Mudschaheddin-Fraktionen in Kabul weitaus stärkere Raketen eingesetzt und große Teile der Hauptstadt in Schutt und Asche gelegt.

In den ersten Jahren nach dem Sturz des Taliban-Regimes hatten die Taliban Kabul immer wieder mit Raketen beschossen. Diese Angriffe auf die Hauptstadt hatten in den vergangenen Jahren aber abgenommen. Die Aufständischen verwendeten meist 107-Millimeter-Raketen, die verhältnismäßig klein sind und wenig Schaden anrichteten.

Geheimtreffen in Belgien

US-Verteidigungsminister Robert Gates hat die Afghanistan-Kommandeure seines Landes zu einem geheim gehaltenen Treffen nach Belgien einbestellt. Die Beratungen hätten bereits am Sonntag auf dem Luftwaffenstützpunkt Chievres stattgefunden, sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums in Washington. Unter anderem nahm der derzeitige Chef der internationalen Schutztruppe ISAF, US-General Stanley McChrystal, teil.

"Der Minister wollte direkt mit seinen Kommandeuren und hochrangigen Militärexperten darüber reden, wie sich die Lage entwickelt", sagte der Sprecher. Weitere Einzelheiten nannte er nicht. US-Medien berichteten unter Berufung auf Armeekreise, Gates habe mit den Generälen über eine weitere Truppenaufstockung gesprochen.

Die USA schicken derzeit mehr als 20.000 zusätzliche Soldaten in das Land, das in gut zwei Wochen über seinen Präsidenten abstimmt und seit Wochen mit einer deutlichen Zunahme der Gewalt konfrontiert ist. McChrystal hatte zuletzt die Bundeswehr aufgefordert, in ihrem Einsatzgebiet im Norden Afghanistans entschlossener gegen die radikal-islamischen Taliban vorzugehen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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