Geht der Kalte Krieg weiter? Raketenschirm bedroht Beziehung
24.02.2012, 15:12 Uhr
Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bei einem Treffen mit dem russischen Botschafter in Berlin äußern sich Sicherheitsexperten besorgt über die künftige Beziehung zwischen Moskau und Washington. Vor allem der Streit um das geplante Raketenabwehrsystem droht zum Fallstrick zu werden. Israel könnte auch gegen den Willen der Vereinigten Staaten militärisch gegen den Iran vorgehen.
Russland und die Vereinigten Staaten denken immer noch in den Kategorien des Kalten Krieges. Das sagte Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, bei einer Gesprächsrunde mit dem russischen Botschafter Wladimir Grinin in Berlin. Er sei besorgt, dass sein Versuch gescheitert sei, im Streit um das geplante US-Raketenabwehrsystem einen Kompromiss anzubahnen. Ischinger hatte mit russischen und US- Experten ein Papier erarbeitet, das nach seinen Worten eine Einigung ermöglicht hätte. Sowohl Russlands Außenminister Sergej Lawrow als auch seine US-Kollegin Hillary Clinton hätten das Papier abgelehnt.
Ischinger warnte, der nach Amtseinführung des neuen russischen Präsidenten Anfang Mai in Chicago geplante NATO-Russland-Gipfel dürfe nicht in einem Eklat enden. Dies sei ohne vorherige Einigung über den Raketenschirm wahrscheinlich. Ischinger und Grinin stimmten darin überein, dass 2012 keine Fortschritte in den Beziehungen zwischen Washington und Moskau zu erwarten seien. Neben Russland fänden auch in den USA und Frankreich Präsidentenwahlen statt, in China werde ein neuer KP-Generalsekretär bestimmt. Auch dies bringe viele Unwägbarkeiten in den internationalen Beziehungen mit sich.
Michael Stürmer, ehemaliger Chef der Stiftung Wissenschaft und Politik, sagte, er habe bei einem kürzlichen Treffen mit Spitzenvertretern aus Politik und Wissenschaft in Israel wegen des Atomkonflikts mit dem Iran eine Vorkriegsstimmung verspürt. Mit Blick auf die wiederholte Androhung militärischer Gewalt gegen den Iran, erklärte Ischinger, früher sei er sich sicher gewesen, dass Israel nie ohne Zustimmung der USA handeln würde, heute aber nicht mehr.
Quelle: ntv.de, mbl