Politik

Personaldebatte "nicht appetitlich" Ramelow rudert zurück

Der Fraktionschef der thüringischen Linken will entgegen frührerer Aussagen keine Debatte über die Nachfolge des erkrankten Parteichefs Lafontaine führen.

"Unappetitlich": Ramelow will gar keine Diskussion um Lafontaines Nachfolge.

"Unappetitlich": Ramelow will gar keine Diskussion um Lafontaines Nachfolge.

(Foto: dpa)

Unruhe in der Linkspartei: Der Fraktionschef der Thüringer Linken, Bodo Ramelow, hat seine umstrittenen Aussagen nach Bekanntwerden der Erkrankung von Parteichef Oskar Lafontaine revidiert. Er rechnet nach eigenen Angaben nicht mit einem baldigen Rücktritt des erkrankten Lafontaine von der Spitze der Partei. "Ich weiß, dass er auch in den nächsten Jahren unser Parteivorsitzender sein wird", sagte Ramelow dem ZDF.

Der thüringische Fraktionschef hatte zuvor erklärt, die Partei müsse unabhängig von Lafontaines Erkrankung über die Zeit nach ihm als Parteichef nachdenken. Dafür wurde er in der Linkspartei heftig kritisiert.

"Es ist geschmacklos, jetzt ungefragt Namen ins Spiel zu bringen, wo wir einen amtierenden Vorsitzenden haben", kritisierte der stellvertretende Linkspartei-Vorsitzende Klaus Ernst in Berlin. "Auch unsere politischen Konkurrenten kann ich nur davor warnen, sich falschen Hoffnungen hinzugeben."

Personaldebatte eröffnet

Der Linkspartei-Chef wird derzeit wegen Prostatakrebs behandelt.

Der Linkspartei-Chef wird derzeit wegen Prostatakrebs behandelt.

(Foto: dpa)

Nun betonte Ramelow, eine Nachfolgerdebatte sei angesichts der anstehenden Krebsoperation Lafontaines "nicht appetitlich". "Heute gibt es an diesem Tag nur Daumendrücken für unseren Parteivorsitzenden." Ramelow hatte am Mittwoch als erster Interesse an einer Kandidatur für den Vorsitz der Bundespartei angemeldet und eine Diskussion um die Nachfolge von Lafontaine losgetreten. "Das ist aber überhaupt nicht tagesaktuell", sagte er nun. Er betonte, Lafontaine selbst habe mit dem Vorschlag, dass die Partei eine Doppelspitze brauche, die Personaldebatte eröffnet.

Bei der am Dienstag bekanntgewordenen Erkrankung Lafontaines handelt es sich Medienberichten zufolge um Prostatakrebs. Anfang 2010 will Lafontaine - abhängig von Gesundheitszustand und ärztlichen Prognosen - darüber entscheiden, in welcher Form er seine politische Arbeit fortsetzt.

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte der Linkspartei eine schwierige Zukunft voraus, sollte Lafontaine seine Ämter aufgeben müssen: "Dann wird diese Partei zerfallen in Radikale um Sahra Wagenknecht und einer ganzen Reihe von ostdeutschen PDSlern, die Regierungsverantwortung anstreben. Ich denke, dass das eine Belastungsprobe erster Ordnung für die Linkspartei intern werden wird", sagte Nahles dem Bayerischen Rundfunk.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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