Nach der "Pisa"-Studie Rau für mehr Bildung
10.01.2002, 11:33 UhrEine neue Bildungsreform muss her - das jedenfalls meint Bundespräsident Johannes Rau. Beim Abschlusskongress des Forums Bildung in Berlin plädierte Rau dafür, dem Thema Bildungspolitik, das in Deutschland viel zu lange vernachlässigt worden sei, wieder absoluten Vorrang einzuräumen. Dafür müssten Bund und Länder ihre Kräfte bündeln.
Bildung müsse "wieder auf die Tagesordnung, und zwar ganz oben und nicht nur auf die Tagesordnung derer, die reden und schreiben, sondern auch derer, die entscheiden und handeln", sagte Rau. Bildung sei so wichtig, dass sie alle politisch Verantwortlichen angehe.
Notwendig sind nach Ansicht des Bundespräsidenten grundlegende Verbesserungen in Kindergärten und Grundschulen. Zudem müssten erheblich mehr "Ganztagsschulen in allen Schulbereichen" eingerichtet werden. Hierüber sei eine mit "weniger Ideologie" belastete, dafür mit "mehr praktischem Realismus" angereicherte Debatte nötig. Die Ausweitung der Ganztagsschulen bedeute keineswegs eine "Verstaatlichung der Kindererziehung" oder gar die "Auflösung der Familie".
Bereits im Kindergarten und in der Grundschule müsse die Bildungsreform ansetzen. Die schlechte Ausstattung der Grundschulen sei mitverantwortlich für "die gravierenden Defizite bei der Kompetenz älterer Schüler", sagte Rau.
Rau trat auch für eine breite Allgemeinbildung und das Vermitteln von Werten in allen Schulen ein: "Wir brauchen nicht nur Fakten, nicht nur quantifizierbares Wissen, wir brauchen in unseren Bildungsstätten auch die Auseinandersetzung mit solchen Fragen und Maßstäben." Der Bundespräsident resümierte: "Vor allem geht es aber darum, die Lust am Lernen zu fördern."
Hintergrund der Rede Raus ist das miserable Abschneiden der deutschen Schüler bei der internationalen "Pisa"-Studie.
Quelle: ntv.de