Politik

Im Dienste der Entspannung Rau in Prag

Im Streit um die Vertreibung der Sudetendeutschen haben Bundespräsident Johannes Rau und sein tschechischer Kollege Vaclav Havel vor "Denkgewohnheiten" und "Schlussstrichen" gewarnt.

Die Staatsoberhäupter appellierten während eines Arbeitsbesuches von Rau in Prag, der Diskussion über dunkle gemeinsame Kapitel "eine menschliche, moralische und politische Dimension" zu verleihen. Die bilateralen Beziehungen seien trotz zuletzt "starker Worte von beiden Seiten" gut, unterstrichen die Präsidenten.

"Zu wenig über Leid gesprochen"

Rau warnte, er könne sich des "bedrückenden Gefühls nicht erwehren, dass wir Gefahr laufen, zumindest in der Tonlage hinter bereits Erreichtes zurückzufallen". Bislang sei ihm "zu viel über Rechtsfragen und zu wenig über das Leid" gesprochen worden, sagte er im Hinblick auf die Benes-Dekrete, derenm Aufhebung das tschechische Parlament abgelehnt hatte. Die Benes-Dekrete bildeten die Grundlage für die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Zugleich verwies Rau darauf, das Deutsche und Tschechen auch in der jüngeren Geschichte vieles verbinde. Er verwies dabei auf die Unterstützung vieler Tschechen für DDR-Bürger, die 1989 in die Bonner Botschaft in Prag flüchteten.

Begegnungsschule als Zukunftsprojekt

Während Raus Besuch gaben die beiden Staatsmänner mit dem symbolischen ersten Spatenstich den Baubeginn einer deutsch-tschechischen Begenungsschule in Prag frei. Ab dem Schuljahr 2003/2004 sollen in der Schule auch tschechische Schüler das deutsche Abitur ablegen können. Rau und Havel lobten den voraussichtlich neun Mio. Euro teuren Komplex als beispielgebendes Zukunftsprojekt.

Zum Abschluss ihres Treffens eröffneten Rau und Havel zudem eine Ausstellung einst verbotener Polit-Kunst. Zu sehen sind politische und kulturelle Untergrundpublikationen aus dem ehemaligen Ostblock. Die Ausstellung läuft bis zum 25. August im Prager Nationalmuseum.

Quelle: ntv.de

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