"Erdbeben Syriens" gegen Assad Rebellen starten neue Offensive
17.07.2012, 08:49 Uhr
In Syrien kämpfen Regierung und Rebellen seit Tagen heftig.
(Foto: REUTERS)
Mit breit angelegtem zivilem Ungehorsam will die oppositionelle Freie Syrische Armee Diktator Assad in die Knie zwingen. So sollen die Syrer alle Kontrollposten und Einrichtungen der regierungstreuen Kräfte attackieren. Schwerpunkt der Aktionen soll die Hauptstadt Damaskus sein, die zu einem "Vulkan" für den Despoten werden soll.
Nach dem Ausbruch heftiger Kämpfe in Syriens Hauptstadt Damaskus haben die Aufständischen eine landesweite Offensive ausgerufen. Die Kommandozentrale der oppositionellen Freien Syrischen Armee - kurz FSA - in Homs rief in einer Erklärung "in Reaktion auf Massaker und barbarische Verbrechen" der Regierung zu Angriffen auf alle Sitze der Sicherheitskräfte auf. Ihre Kämpfer sollten alle Kontrollposten der Armee, der Sicherheitskräfte und der Schabiha-Milizen einkreisen und eliminieren.
Die "Damaskus Vulkan und Erdbeben Syriens" getaufte Operation sei der "erste strategische Schritt" zum zivilen Ungehorsam in ganz Syrien, erklärte die FSA. Zuvor war es den Aufständischen nach eigenen Angaben gelungen, die Armee aus zwei Vierteln der Hauptstadt zu vertreiben. Ein Aktivist, der seinen Namen als Abu Musab angab, bezeichnete die Entwicklung als "Wendepunkt" in dem seit März 2011 andauernden Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad.
Auf Internetvideos war zu sehen, wie Kämpfer hinter Barrikaden aus Sandsäcken Panzerabwehrraketen abfeuerten. Laut Aktivisten zog die Armee Panzer um das nahe dem Stadtzentrum gelegenen Viertel Midan zusammen, das von den Aufständischen kontrolliert wurde. Aus dem ebenfalls von den Rebellen gehaltenen Stadtteil Tadamon seien zahlreiche Einwohner in das nahegelegene palästinensische Flüchtlingslager Jarmuk geflohen, hieß es aus anderer Quelle.
Sicherheitsrat weiter manövrierunfähig
Unterdessen warnte Syriens früherer Botschafter in Bagdad, Nawaf Fares, vor dem Einsatz chemischer Waffen durch die Regierung. Er sei überzeugt, dass Assad bereit sei, "das gesamte syrische Volk auszulöschen", um an der Macht zu bleiben, sagte Fares der BBC. Sollte er weiter in die Enge gedrängt werden, könnte er auch Chemiewaffen verwenden. Es gebe unbestätigte Berichte, dass in Homs bereits Chemiewaffen eingesetzt worden seien.
Der Ausgang des Konflikts sei nun "unvermeidbar", sagte Fares. "Es ist absolut sicher, dass diese Regierung in kurzer Zeit fallen wird. " Fares, der als Hardliner galt und jahrzehntelang zahlreiche hohe Posten in den syrischen Sicherheitskräften, der Regierungspartei und der Staatsverwaltung inne hatte, hatte sich erst kürzlich von Bagdad nach Katar abgesetzt. Gerüchten zufolge spekuliert er auf einen Posten in der Regierung nach Assad.
Im Sicherheitsrat ist derweil ein neuer Anlauf zu einer neuen Resolution gegen das Assad-Regime gescheitert. In einer zweiten Verhandlungsrunde ist der Entwurf erneut am Widerstand von Russland und China gescheitert. Der Streit entzündete sich an der Ausstattung der UN-Beobachtermission Unsmis.
Quelle: ntv.de, AFP