Politik

Neue Strategie gegen Assad-Truppen Rebellen zerstören Jets am Boden

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(Foto: REUTERS)

Im ungleichen Kampf gegen die Staatsmacht haben die Rebellen in Syrien eine neue Strategie gefunden, die Luftangriffe auf ihre Stellungen einzudämmen. Sie erobern Militärstützpunkte und zerstören Kampfjets schon am Boden, berichten sie. Außerdem erbeuten die Kämpfer dort Luftabwehrraketen.

Die syrischen Rebellen greifen zunehmend Militärflughäfen des Regimes von Machthaber Baschar al-Assad an. Bei einer Attacke auf den Stützpunkt Kuris in der nördlichen Provinz Aleppo sollen sie sogar Kampfjets am Boden zerstört haben, wie Aktivisten berichten.

Der neue internationale Syrien-Vermittler Lakhdar Brahimi forderte derweil die Führung in Damaskus auf, den Wunsch der Bevölkerung nach Wandel zu erfüllen. Für ein Ende der Gewalt trage die Regierung die größere Verantwortung, sagte der algerische Krisendiplomat in einem Interview des Nachrichtensenders Al-Arabija. Brahimi sagte weiter, er halte eine Debatte über ein militärisches Eingreifen durch arabische oder internationale Truppen in Syrien für verfrüht. Denn dieses "würde das Scheitern des politischen Prozesses" bedeuten.

Die Rebellen können sich nur mit amateurhaften Mitteln gegen Luftangriffe wehren.

Die Rebellen können sich nur mit amateurhaften Mitteln gegen Luftangriffe wehren.

(Foto: AP)

Deutschland will derweil den Druck auf die UN-Vetomächte Russland und China aufrechterhalten, um im Syrien-Konflikt die Blockade im Sicherheitsrat aufzulösen. Die Bundesregierung werde nicht aufgeben, sich für eine gemeinsame Haltung des Gremiums einzusetzen, sagte Außenminister Guido Westerwelle in Kuwait. Deutschland hat im September den Vorsitz im Sicherheitsrat inne. Eine Aufgabe der Bemühungen würde einer Aufgabe des syrischen Volkes gleichkommen, sagte der Minister.

Bei der Erstürmung eines Luftwaffenstützpunkts in der östlichen Provinz Deir as-Saur erbeuteten die Rebellen nach eigenen Angaben eine nicht näher genannte Zahl von Luftabwehrraketen des Typs "Cobra". Dazu tauchten im Internet auch Aktivisten-Videos auf. Die Aufständischen hätten den Kommandeur der Basis getötet und rund 50 Regierungssoldaten gefangen genommen, hieß es. Nach Zählung der Syrischen Menschenrechtsbeobachter in London kamen am Samstag durch die Gewalt in ganz Syrien mindestens 110 Menschen ums Leben.

Infrastruktur soll abgeschnitten werden

Syrische Staatsmedien berichteten am selben Tag von einer Gegenoffensive gegen die in der Nähe von Militärflughäfen aktiven Rebellen. Dabei seien diesen "schwere Verluste" zugefügt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. In Damaskus wurde nach diesen Angaben ein hochrangiger Militärarzt bei einem Bombenanschlag getötet. Der Nachrichtensender Al-Dschasira berichtet von Gefechten im Damaszener Stadtteil Tadamun. Von unabhängiger Seite ließen sich auch diese Informationen nicht überprüfen.

Am Freitag hatte ein Kommandeur der Aufständischen in Aleppo angekündigt, dass sich die bewaffneten Assad-Gegner künftig auf die militärische Infrastruktur der syrischen Luftwaffe konzentrieren wollten. In den vergangenen Wochen hat das Regime zunehmend mit Helikoptern und Kampfjets Stellungen der Rebellen, aber auch ganze Wohnviertel in Großstädten wie Aleppo bombardiert.

Dies hatte zu einem Anschwellen des Flüchtlingsstroms vor allem in die benachbarte Türkei geführt, wo inzwischen mehr als 80.000 syrische Kriegsvertriebene eingetroffen sind. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan verlangte deshalb erneut die Einrichtung einer für Flüchtlinge sicheren Pufferzone auf syrischem Boden. Das Vorhaben stößt allerdings bei westlichen Regierungen auf Vorbehalte.

Jordanien kann Flüchtlingsstrom nicht bewältigen

Derweil trat der Karrierediplomat Brahimi am Samstag die Nachfolge Kofi Annans als Syrien-Vermittler der UN und der Arabischen Liga an. Annan war mit seinem Plan eines Waffenstillstands und eines späteren Dialogs zwischen den verfeindeten Seiten gescheitert. Brahimi will dem Vernehmen nach in den nächsten Wochen nach Syrien reisen sowie Gespräche am Sitz der Arabischen Liga in Kairo führen.

In dem Interview mit Al-Arabija erklärte Brahimi, dass die Entsendung arabischer Truppen derzeit nicht erwogen werde. "Ein militärisches Eingreifen in Syrien bedeutet das Scheitern der diplomatischen Bemühungen", fügte er hinzu.

Um den Flüchtlingsstrom aus Syrien zu bewältigen braucht das Nachbarland Jordanien nach eigenen Angaben über 500 Millionen Euro. Bisher seien angesichts der Kämpfe 177.000 Syrer nach Jordanien gekommen, erklärte der Minister für internationale Zusammenarbeit, Dschaafar Hassan. Sein Land rechne mit insgesamt 240.000 Flüchtlingen aus dem Nachbarland. Ohne internationale Hilfe könne Jordanien diese Aufgabe nicht mehr bewältigen, betonte Hassan bei einer Pressekonferenz mit einem Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR).

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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