Politik

Guttenberg gegen Steinbrück Rededuell im Bierzelt

Ohne Sakko, aber wortgewandt: Peer Steinbrück fremdelte im niederbayerischen Abensberg nicht.

Ohne Sakko, aber wortgewandt: Peer Steinbrück fremdelte im niederbayerischen Abensberg nicht.

(Foto: dpa)

Es ist kein ungleiches Duell, aber ein ungerechtes. Denn reden können sie zwar beide, Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). Doch Guttenberg hat an diesem Montag ganz klar Heimvorteil, als sich die Politprominenz auf dem Gillamoos-Volksfest im niederbayerischen Abensberg in den Bierzelt-Wahlkampf stürzt. Das Reizvolle dort: Die Politiker der verschiedenen Couleur reden gleichzeitig, nur in verschiedenen Bierzelten.

Der Einzug Guttenbergs ins CSU-Festzelt gleicht denn auch eher einem Triumphzug. So viele Hände muss der CSU-Senkrechtstarter schütteln, dass ihm bald der Schweiß auf der Stirn steht. "Wo ist der Maßkrug", ruft er in die Menge. Und nachdem er einen Schluck genommen hat, muss er sich selbst einen Stuhl greifen, um den Bierkrug abstellen zu können. Für diese zupackende Art lieben sie ihn in der CSU: Er ist doch einer von ihnen geblieben. Auch wenn er im tropisch warmen Bierzelt in Anzug und Krawatte redet.

Kaum gegenseitige Angriffe

Die Zuhörer danken Guttenberg mit einem AC/DC-T-Shirt.

Die Zuhörer danken Guttenberg mit einem AC/DC-T-Shirt.

(Foto: dpa)

Rund hundert Meter weiter Steinbrück: Der Norddeutsche, wie Guttenberg in der Krise einer der wichtigsten Minister von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), fremdelt in keiner Weise, als er - ohne Sakko - ans Rednerpult tritt. "Reden wir über Politik", sagt er und könnte diesen Satz mit Guttenberg abgesprochen haben. Denn auch wenn es nur noch drei Wochen bis zur Bundestagswahl sind und deren Ausgang offen ist, halten sich die beiden Polit-Profis mit gegenseitigen Angriffen zurück. Guttenberg warnt, man dürfe sich nicht nur darauf beschränken, "den politischen Gegner halbtot zu dreschen". Davon hätten die Menschen "die Schnauze voll". Es geht um die Finanz- und Wirtschaftskrise, um Steuern, Managergehälter oder um die Bildung.

Nur ab und an gibt es die Sticheleien, auf die das Publikum so wartet. Guttenberg etwa warnt vor einem rot-rot-grünen Bündnis im Bund, verweist darauf, dass die SPD gerne mit Hilfe der Linken das Bundespräsidenten-Amt besetzt hätte. "Wer auf der einen Seite so etwas zulässt und auf der anderen Seite dann sagt, das machen wir nie, dann kann ich nur sagen, dem traue ich nur so weit, wie ich einen Konzertflügel schmeißen kann", sagt Guttenberg.

Schönheit vs. Worte

Steinbrück wiederum lästert: "Also, was Schönheit betrifft, das kann ich gegen den Guttenberg so lange nicht gewinnen, wie er den Mund hält. Aber wenn er den Mund aufmacht, dann können wir es gewinnen." Und über CSU-Chef Horst Seehofer sagt er unter dem Applaus der SPD-Anhänger, der habe "schon so viel versprochen, dass er es garantiert nicht wird halten können".

Sticheleien dieser Art gibt es auch bei FDP und Grünen: "Mir ist der Deutschland-Plan von Steinmeier lieber als die Null-Emissionen aus dem Hause Merkel, die ja überhaupt nichts sagt", lästert Grünen- Bundestagsfraktion Fritz Kuhn. Und Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) wirft der CSU vor, mit Attacken auf die Liberalen ein Sommertheater zu inszenieren.

Guttenberg und Steinbrück werden nach ihren Reden gebührend gefeiert. Guttenberg nimmt am Ende doch noch das Sakko ab, steht im durchgeschwitzten Hemd da. Die CSU dankt dem AC/DC-Fan mit einem T-Shirt und zwei Hits der Hardrocker. Der zieht das Shirt gleich über und rockt mit. AC/DC gleich nach der Bayernhymne - zumindest da muss die SPD passen.

Quelle: ntv.de

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